Reiseberichte Brasilien



Pantanal

18. – 24.08.2013

Unterwegs im größten Überschwemmungsgebiet der Welt, glasklare Flüsse, kunterbunte Vögel und plötzlich verstehen wir kein Wort mehr.

Als wir an der Grenze stehen, verstehen wir plötzlich kein Wort mehr. Sind die alle betrunken? Ist ja schließlich Wochenende. Aber nein, das Genuschel muss wohl Portugisisch sein. Dass jemand behauptet es sei dem Spanischen ähnlich kann ich jetzt so nicht sagen. Aber da der nette Grenzbeamte auch Englisch kann, verstehen wir schließlich auch, dass es nicht mehr nötig ist, das Fahrzeug beim Zoll einzuführen. Sehr praktisch für uns.

 

Eigentlich freuen wir uns schon darauf, durch das südliche Pantanal von Fazenda zu Fazenda zu fahren. Aber schnell müssen wir enttäuscht feststellen, das die Fazendas, die Camping anbieten, eigentlich nur Touren und keine Individualreisenden willkommen heißen und dann auch noch Schweine teuer sind. Also fahren wir nach nur einer Nacht auf der Fazenda Santa Clara weiter nach Bonito, wo wir endlich mal wieder in einem kleinen Supermarkt unsere Vorräte aufstocken. Und in dem Hostel mit Frühstück inklusive kann man es auch echt gut aushalten.

 

Eines der Highlights der Umgebung ist wohl das Schnorcheln in einem der glasklaren, und zwar wirklich glasklaren, Flüße. Wir entscheiden uns für den Río Sucuri. Und lassen uns gut ein einhalb Stunden mit diversen Fischen durchs Wasser treiben. Einfach toll! Man fühlt sich wie in einem Aquarium.

 

Und dann finden wir einen tollen Campingplatz: Camping Do Gordo, wo Gürteltier und Ameisenbär sich Gute-Nacht-sagen. Und während wir den Nachmittag am Flußufer entspannen, turnt eine Meute Kapuzineraffen über unsere Köpfe hinweg. Die Frage ist nur, wer dabei wen beobachtet!? Und dann sind da noch diese frechen Vögel mit den langen roten Beinen (Rotfußseriema), die es doch glatt schaffen uns den Käse vom Frühstückstisch zu klauen. Da helfen noch nicht mal fliegende Flip-Flops.

 

Aber unser persönliches Highlight hier in der Gegend ist wohl der etwas südlicher liegende „Braco das Araras“. Vor gut 200 bis 300 tausend Jahren hat sich hier, als eine unterirdische Höhle eingestürzt ist, ein 100 Meter tiefer Krater mit einem Durchmesser von 160 Metern gebildet. Aber das ist nicht das Besondere. Sondern die in der Felswand nistenden Grünflügelaras. So wunderschön sind diese leuchtend rot, grün, blauen Vögel. Und so anmutig wirken sie, wenn sie immer zu zweit durch die Lüfte gleiten. Nur ihr krächzendes Geschrei ist wohl weniger elegant...

 

Und nach nur einer Woche stehen wir, nachdem wir uns von Regula und Jan verabschiedet haben, schließlich wieder an der Grenze nach Bolivien.



Südbrasilien

18.12.2013 – 17.01.2014

Ein teuflischer Wasserfall, Wiedersehensfreude und brasilianisches Beachlife.

Ein dumpfes, entferntes Grollen liegt in der Luft. Winzig kleinen Wassertropfen sammeln sich auf unserer Haut. Und dann taucht er endlich zwischen den grünen Blättern vor uns auf. Einer der wohl bekanntesten Wasserfällen der Erde. Nicht der Höchste und auch nicht der Breiteste, aber definitiv einer der Schönsten! Die Cataratas do Iguaçu an der brasilianisch-argentinischen Grenze. Obwohl der Nationalpark auf brasilianischer Seite nicht besonders groß ist, bewundern wir einen ganzen Tag lang die unglaublichen Wassermengen, die ohrenbetäubend in über 200 größeren und kleineren Wasserfällen in die Tiefe stürzen. In der Morgensonne funkeln bunte Regenbögen in der Gicht, wir begegnen Nasenbären und Tukanen und bekommen eine ordentliche Dusche am Teufelsschlund.

 

Nicht weit entfernt von den Wasserfällen machen wir es uns auf dem Campingplatz vom Hostel Paudimar gemütlich, denn Weihnachten steht vor der Tür. Diesmal erstaunlicherweise ganz überraschend, denn in Argentinien war nicht viel mit Weihnachtsdeko und auch in den Supermärkten sind wir dieses Jahr nicht schon im November mit Weihnachtsliedern beschallt worden. Aber dank der modernen Technik sitzen wir Heiligabend zumindest virtuell mit unseren Eltern im gemütlichen Wohnzimmer, bewundern bunt geschmückte Tannenbäume und lauschen deutschen Weihnachtsliedern. Und das wo wir real in Bikini und Badehose bei über 30 Grad am Pool sitzen und Caipirinha schlürfen.

 

Schon am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg an die Küste. Und damit sind wir nicht die einzigen. Zwischen Weihnachten und Silvester an die brasilianische Küste zu fahren ist wohl eine genauso blöde Idee, wie in Deutschland Richtung Alpen. Und so verbringen wir mehr Zeit im Stau als fahrend. Nicht etwa weil ein Eselkarren den Verkehr blockiert, oder gemeingefährliche Topes im Weg sind, nein, es wollen einfach viel zu viele Autos in die gleiche Richtung. Da kommen ja schon fast Heimatgefühle auf... Und nicht nur das, auch alle Campingplätze, Pousadas, Hotel und was es sonst noch gibt, sind restlos ausgebucht. Wie gut das wir eine private Verabredung haben.

 

Die Wiedersehensfreude ist riesig als wir schließlich vorm Aloha Beach House stehen. Vor fast acht Jahren habe ich Anne in Australien kennengelernt. Mittlerweile ist sie verheirate und hat mit ihrem Mann Thiago eine Pousada in Praia do Rosa gepachtet. Wir verbringen eine tolle Zeit zusammen, mit super leckeren brasilianischen BBQs, quatschend im Pool und Leute beobachtend an den angesagtesten Surferstränden Brasiliens.

 

Aber wir müssen auch mal wieder schmunzelnd feststellen, wie unterschiedlich doch die Kulturen sind. Und auch wenn wir schon fast zwei Jahre unterwegs sind, können wir doch nicht immer aus unserer Haut. So auch bei einer Strandwanderung mit Thiago, Annes Bruder George und Panda, einem Freund der beiden. Am nächsten Morgen solls losgehen, um 9:00 Uhr, wenn es noch nicht so heiß ist. Von Strand zu Strand, aber auch über Stock und Stein. Bestimmt vier, fünf Stunden werden wir unterwegs sein.

 

Natürlich sind wir am nächsten morgen um Punkt 9:00 Uhr startklar. Fertig gefrühstückt, die Wanderschuhen geschnürt und der Rucksack mit Wasser, Müsliriegel, Sonnencreme und Badesachen gepackt. Um kurz nach neun kriechen dann die anderen aus dem Bett und fangen erst mal an in Ruhe zu frühstücken. Dann fällt ihnen ein, dass ja noch eins der Zimmer freigeräumt werden muss, weil ja heute noch neue Gäste kommen. Gegen 11:00 Uhr ist es dann soweit. Während George immerhin Turnschuhe trägt und Wasser mit nimmt, beschränken sind Thiago und Panda auf das Wesentliche: Badeshorts und Flip-Flops. Nur wieder sind in voller Wandermontur und damit auch weit und breit die einzigen. Zugegeben, dass brasilianische Outfit sieht definitiv coller aus, aber ich hätte mir damit schon längst den Knöchel verstaucht. Allerdings staunt Thiago nicht schlecht, als wir am letzten Strand dann doch noch unsere Flipies aus dem Rucksack ziehen.

 

Und dann ist der 31. Dezember 2013 um 11 Uhr abends. Mit unserer unverschämt teuren Sektflasche in der Hand pilgern wir mit einer gefühlten Million Brasilianern zum Strand. Aber heute ist nicht nur Silvester, sondern auch der Ehrentag von Yemanja, der Göttin des Meeres. Und so sind fast alle in weiß gekleidet. Denn weiß ist die Farbe der Göttin und steht gleichzeitig für Reinheit, Unschuld und Frieden. Der Strand ist so unglaublich voll, dass man von Sand und Meer fast nichts sieht. Aber die Stimmung ist super und von der nahe gelegenen Party schallt die Musik über den Strand.

 

Nachdem wir uns schließlich schweren Herzens von Anne und Thiago verabschiedet haben, kommen wir nicht wirklich weit. Nur gut 70 Kilometer weiter südlich bleiben wir in Farol de Santa Marta hängen. Einem schnuckeligen, entspannten Surferort mit fantastischen Wellen. Gleich am ersten Abend stolpern wir am Strand über Vanessa und Clovis aus São Paulo, die zuvor ein paar Tage bei Anne in der Pousada waren. Zusammen mit ihren Bekannten Bruna und Daniel, die zufälligerweise auch auf dem gleichen Campingplatz sind, verbringen wir ein paar lustige Tage mit noch mehr BBQs.

 

Auf unserem Weg weiter Richtung Süden verlassen wir endgültig die Subtropen. Die Palmen werden weniger, die Pinienbäume mehr und einige der letzten Araukarien säumen unseren Weg. Wir passieren den eindrucksvollen Cânion do Itaimbezinho und tauchen ein ins deutsche Brasilien. Nicht nur die Ortschaften wirken irgendwie deutsch mit ihren Fachwerkhäusern, sondern auch in der Metzgerei werden wir mit einem freundlichen „Guten Tag“ begrüßt. Sehr praktisch, wenn man kein Portugiesisch kann...

 

Und dann betreten wir zum 17. Mal auf unserer Reise ein neues Land: das kleine Uruguay.