Reiseberichte USA



Washington, Idaho und Montana

08. – 15.08.2012

Nette Grenzbeamte, große Flieger, im Untergrund durch Seattle, große Hitze und vertrocknete Landstriche mit Goldgräberstädten.

Wir verlassen Kanada auf dem Highway #99 und da es in Kanada keine Ausreise gibt, stehen wir direkt in der Schlage vor den zehn Grenzhäuschen in die USA. Nach nur zehn Minuten sind wir an der Reihe und werden in unserem Toyo erst mal von allen Seiten geknippst. Von den zwei Grenzbeamten die uns erwarten, ist der eine dafür zuständig böse zu gucken und Fragen zu stellen, und der andere, um unsere Daten in den Computer einzutippen. Wir müssen unsere Reisepässe, Fahrzeugpapiere und Zolldokumente für das Fahrzeug vorzeigen (wie gut, dass wir die nicht schon in Halifax am Hafen verschlampt haben!). Allerdings stolpert der Eintipper direkt über unser ausländisches Kennzeichen. Aber kein Problem, der Böseguckende weiß wie es geht, denn hier kommen wohl öfter Deutsche und Schweizer Fahrzeuge vorbei. Er erklärt seinem Kollegen, dass es in den Ländern wohl üblich ist für ein bis zwei Jahre mit dem eigenen Fahrzeug durch Amerika zu reisen. Ich denke, dass wissen viele bei uns zu Hause auch noch nicht… Natürlich werden wir noch gefragt, wo wir lang Reisen wollen, wo wir das Land wieder verlassen und wie lange wir bleiben wollen. Ok, also einmal quer durch von Nord nach Süd bis zur mexikanischen Grenze und für 90 Tage. „90 Tage!? Sie wissen anscheinend, dass das die Maximale Aufenthaltsdauer ist, die sie bekommen können?“ Ist die Antwort des Böseguckenden. „Was ist wenn am Wagen was kaputt geht? Oder Sie länger bleiben wollen?“. Upps, was antwortet man den darauf? Wir erwarten schon weiter ins Verhör genommen zu werden, aber die Antwort, dass das hoffentlich nicht passieren wird, scheint zu reichen. Wir bekommen unsere Papiere und einen Zettel für die zweite Kontrolle im Gebäude, schließlich muss noch die Einreisekarte ausgefüllt und die Einreisegebühr bezahlt werden. Lukas wird schon nervös, als ich natürlich erst mal auf die Toilette muss. Aber man weiß ja nie, wie lang es dauert. Als wir an der Reihe sind, geht es aber ganz schnell. Wir füllen die grüne Einreisekarte aus, werden fotographiert, müssen die Fingerabdrücke von allen zehn Fingern abgeben und werden noch mal gefragt, warum wir hier sind, wie lange wir bleiben wollen, wie viel Geld wir haben, wie viel die Reise kosten soll und ob wir Obst und Gemüse dabei haben. Alle weiteren Fragen waren wohl reine Neugierde, da der Stempel für die 90 Tage schon längst in unserem Pass war. Keine Frage nach Waffen, keiner will in unser Auto gucken und wir brauchten keinen Nachweis über unseren Reiseplan und unsere Finanzen vorzuzeigen. Dabei hatten wir extra in Vancouver ewig nach einer Möglichkeit zum Ausdrucken gesucht. Wir bezahlen noch die US$ 6 Einreisegebühr pro Nase und dürfen los. Mit „Welcome to the USA! Have fun!“ werden wir vom netten Grenzbeamten verabschiedet.

 

Erst mal bemerkt man kaum einen Unterschied. Wir müssen jetzt mit Meilen und Gallonen klarkommen und die Einsamkeit des Nordens haben wir endgültig hinter uns gelassen. Lukas freut sich nach den ganzen Pick-Ups über die Muscle-Car und Hotrods auf der Straße. Aber das war es auch schon.

 

Ach ja, man könnte auch noch das Gefühl bekommen, dass die US-Amerikaner nicht gerade zur Selbstständigkeit erzogen werden. Überall wird man darauf hingewiesen, was man nicht machen darf, oder was man machen soll. „Bitte stellen Sie Ihre Einkaufswagen hier ab. Es ist für Ihre Sicherheit.“. „Benutzen Sie den Handlauf für Ihre Sicherheit!“, „Stauen Sie nicht mehr als fünf Autos hinter sich. Das ist gegen das Gesetzt.“. „ Klettern Sie nicht über die Felsen. Das ist gegen das Gesetz.“. Na da kann ja nichts mehr passieren.

 

Weit kommen wir an unserem ersten Tag in den USA nicht mehr. Wir fahren erst zum AAA (dem amerikanischen ADAC) für kostenloses Kartenmaterial, holen US$ bei der Bank, füllen unsere Kühlbox (Hier gibt es Bier zu einem Drittel des Preises in Kanada! Milch, Obst und Gemüse passt aber auch noch rein) und den Tank auf (Diesel ist auch billiger als in Kanada). 37 Meilen, also ungefähr 59 Kilometer, nördlich von Seattle gibt es das Tulalip Casion, wo man nach Anmeldung bei der Security, kostenlos Campen darf. Auch wenn man nicht spielen möchte, lohnt es sich auf jeden Fall mal einen Blick in ein amerikanisches Casino zu werfen. Man wird erschlagen von den unzähligen Spielautomaten, die in allen Farben leuchten und blinken und zusammen nervig klingeln. Auch kann man ruhig in kurzer Hose oder Trainingsanzug hier auftauchen. Und egal zu welcher Tageszeit man rein geht, die Automaten sind immer gut besetzt. Auf dem Stellplatz hier bleiben wir gleich zwei Nächte, denn es ist nur eine halbe Stunde von Boeing entfernt. Und da fahren wir am nächsten Tag für eine Werksführung hin.

 

Die Tour ist total interessant. In der riesigen freitragenden Montagehalle sehen wir, wie die 747, die 777 und der neue 787 Dreamliner montiert werden. Während die 747 noch mit jedem Einzelteil hier montiert wird und sich dabei auf Wagen im Schneckentempo durch die Halle bewegt, wird die neue 787 in komplett vormontierten Einzelteilen (Tragflächen, Rumpf, Nase) von anderen Werken angeliefert und in wenigen Tagen zusammen gesetzt. Für den Transport der riesen Teile wurde extra ein eigenes Flugzeug, der Dreamlifter, gebaut. Eigentlich ist es erschreckend zu sehen, wie dünn doch eigentlich so eine Flugzeughaut ist.

 

Vom Tulalip Casino fahren wir zu einem Campingplatz in einem Vorort von Seattle, von wo aus wir mit dem Bus in die Stadt fahren. Seattle ist wie man sich eine amerikanische Großstadt aus dem Fernsehen vorstellt. Wir kommen am ersten Starbucks vorbei, schlendern über den quirligen Pike Place Market, wo es alles zu kaufen gibt, von frischem Fisch, Obst, Gemüse und Blumen über Souvenirs, Handarbeitssachen und alten Filmplakaten und bestaunen die Space Needle im Seattle Center. An jeder Ecke stehen Straßenmusiker die alles von aktuellen Stücken auf der Geige über Soule bis zur Panflöte zum Besten geben (zum Teil echt spitze, zum Teil aber auch nicht!). Man entdeckt auch kuriose Ecken, wo eine ganze Häuserwand mit Kaugummies „verziert“ wurde. Aber das Beste überhaupt war die Tour durch den Untergrund. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, hier ein kleiner Auszug aus der Geschichte Seattles:

 

„Im November 1851 kam eine Gruppe von Pionieren in den Nordwesten und beschlossen, dass man bestimmt gut Geld machen könnte, wenn man die vorhandenen Bäume fällen, verkaufen und auf dem Wasser der Elliot Bay abtransportieren würde. Und so wurde Seattle auf einer, keine drei Häuserblocks großen Insel in einem sechs Quadratkilometer großen Flachland, dass von Ebbe und Flut kontrolliert wurde, gegründet. Die Erfindung der dampfbetriebenen Sägemühle führte dazu, dass Seattle führender Bauholzhersteller wurde. Allerdings wurde 1887 ins Seattle mehr Geld mit Prostitution verdient als mit der Holzverarbeitung. Die Stadt wuchs immer weiter und Schubkarren von Sägespänen wurden täglich auf den Straßen aufgehäuft. Teilweise wurden die Schlammlöcher in den Straßen so groß, dass sogar ein 10-järiger Junge in einem ertrank. Am nächsten Tag war in der Zeitung zu lesen: „Junge ertrinkt auf einer Stadtstraße“. Unverzüglich wurde Schwimmunterricht für alle sechsjähringen eingeführt und an den Straßenkreuzungen in der Stadtmitte Seattles Schwimmwesten aufgehängt. 1881 wurden Toiletten mit Wasserspülung eingeführt, die aber leider nur bei Ebbe funktionierten. Zweimal am Tag, bei Flut, spülten sie in umgekehrter Richtung. Damit die Bürger wussten, wann sie gefahrlos auf die Toilette konnten, wurden die Zeiten für Ebbe und Flut jeden Tag in der Zeitung bekannt gegeben.

 

Am 6. Juni 1889 brannte Seattle bis auf die Grundmauern nieder. Auf Grund der fast unzumutbaren Zustände in der Stadt, wurde das von vielen als Glück im Unglück gesehen. Das neue Seattle sollte auf einer höheren, trockeneren Ebene gebaut werden, bei der die Toilette nur in einer Richtung funktioniert. Dafür musste Land aufgeschüttet werden. Da das aber vielen zu lange gedauert hätte, fing man an die Häuser mit zwei Eingängen zu bauen. Einer auf dem alten Niveau und der andere im ersten Stockwerk. Die meisten Häuser in diesem Teil Seattles standen schon, als man anfing die Straße zwischen den Häusern höher zu legen. Dafür wurden zwei parallele Stützmauern gebaut zwischen denen Erde und anderes Schuttmaterial abgeladen wurde. Außerdem wurden darin neue Wasser- und Abwasserleitungen verlegt. Die Bürgersteige blieben allerdings noch auf dem alten Niveau. Wollte man jetzt von einer Straßenseite auf die andere, musste man eine zwei bis drei Meter hohe Leiter raufsteigen und auf der anderen Seite wieder runter. Das war nicht nur für die Pferde eine Katastrophe, weil sie vor den Fußgängern eine Etage tiefer scheuten, sondern auch für die Trinker. Insgesamt siebzehn Leute kamen ums Leben, weil sie betrunken von der Straße fielen.

 

Schließlich wurden auch die heutigen Bürgerstiege gebaut. Bogengänge und Fachwerkbalken aus Stahl überbrückten die Spalte zwischen den neuen Straßen und den ersten Stockwerken der Häuser. Dachfenster wurden für die Straßenbeleuchtung eingebaut, so dass weiter beide Eingänge benutzt werden konnten. “

 

Und genau dahin führte uns die Untergrundtour.

 

Wir verlassen Seattle Richtung Osten, denn unser Ziel ist der Yellowstone Nationalpark. Dafür heißt es aber vier Tage fahren. Wir kommen erst an hinter Bäumen verborgenen Villen vorbei, bevor die Landschaft ländlicher wird. Zwischen Weiden mit Rindern werden Blumen angebaut. Die Westhänge der Cascade Mountains sind mit dichtem Mischwald bedeckt, wo wir auf einem Forest Campground einen Platz für die Nacht finden. Am nächsten Morgen ist strahlend blauer Himmel und die Sonne wirft tanzende Muster auf den Waldboden. Östlich der Cascade Mountains wird es immer heißer und trockener. Das Thermometer klettert jeden Tag auf über 30°C. Nur die bewässerten Obstplantagen stechen als grüne Felder aus der sonst beige braunen Landschaft hervor.

 

Wir durchfahren einen kleinen Zipfel von Idaho und sind schon in Montana. Mittlerweile bewegen wir uns auf über 1.000 Metern Höhe. Als wir abends in Butte auf dem Walmart Parkplatz ankommen, sind es immer noch 34°C. Am nächsten Morgen wachen wir fröstelnd bei 8°C auf. Aber es dauert nur ein paar Stunden bis die Sonne sich höher gekämpft hat und schon sind wieder über 30°C. Da wir nicht nur über die Interstate fahren wollen (so schnell, sind wir mit unserem Toyo sowieso nicht), biegen wir südlich auf die Landstraße ab und kommen an den ehemaligen Goldgräberstädten Nevada City (mittlerweile ein Museumsdorf) und Virginia City vorbei. Die Luft riecht nach Rauch und die Landschaft liegt leider zu weiten Teilen im Dunst verborgen, da in Idaho Wäldbrände wüten.

 

Als wir am späten Nachmittag die Ortschaft West Yellowstone am Eingang des Parks erreichen, müssen wir leider feststellen, dass sämtliche Campingplätze im Park bereits voll belegt sind. Na das kann ja heiter werden. Wir können ja verstehen, dass man den Yellowstone Nationalpark besuchen möchte (wir machen es ja auch ;-), aber müssen es soooo viele Leute sein?

 

14 Meilen aus dem Ort raus (davon 6 Meilen über Wellblechpiste) erreichen wir einen kostenlosen Forest Campground, der wunderschön am See zwischen Bäumen gelegen ist und wo wir fast alleine sind. Am nächsten Tag stehen wir früh auf, um uns einen Platz auf einem der Campingplätze im Nationalpark zu sichern und freuen uns schon darauf den Park mit seinen unzähligen Geysiren zu erkunden.


Wyoming

15. – 21.08.2012

Fahrt über den Supervulkan, brodelnde Matschlöcher, wasserspuckende Geysire, märchenhafte heiße Quellen, dampfende Erde und riesige Bisonherden.

Mit der Grenze zu Wyoming erreichen wir auch den bekanntesten und ältesten Nationalpark der USA, den Yellowstone. Wir befinden uns auf einem der größten Vulkane der Erde. Vor gut 640.000 Jahren ist er das letzte Mal ausgebrochen und hat sich anschließend wieder mit Lava gefüllt. Er ist immer noch aktiv und das Magma befindet sich gerade mal fünf bis dreizehn Kilometer unter unseren Füßen. Ein echt komisches Gefühl. Der ganze Park befindet sich auf einem Plateau auf über 2.000 Metern Höhe. Das werden wir auch nachts zu spüren bekommen. Denn während tagsüber der Himmel strahlendblau ist und das Thermometer auf 28°C klettert, fallen nachts die Temperaturen bei sternenklarem Himmel unter die 0°C (!!!).

 

Es ist noch früh morgens als wir in den Park fahren. Die Luft riecht schon nach Schwefel, wir sehen eine Gruppe Wapiti und die dampfende Erde. Es fällt uns schwer, aber nach den Erfahrungen von gestern fahren wir an allem vorbei und auf direktem Weg zum Norris Campingplatz. Es ist brechend voll als wir ankommen und so schnappen wir uns den erst besten Platz der frei wird. Nicht so ganz das was wir uns vorgestellt haben. Der Platz ist so schräg, dass wir trotz Auffahrkeilen ganz schön schief schlafen werden. Aber was soll’s. Als Lukas dann noch mal eine Runde über den Campingplatz dreht, trifft er Familie Linke wieder, die wir vor über einem Monat auf dem Alaska Highway kennengelernt haben. Sie haben den absoluten Traumplatz und den sichern wir uns für den nächsten Tag.

 

Der Platz liegt leicht erhöht am Rande einer grüner Wiesen, die umgeben ist von Wald. Ein kleiner Fluss schlängelt sich durch das kniehohe Gras, das sich im Wind hin und her bewegt. Fast jeden Morgen und Abend können wir von unserem Picknicktisch aus zwei Bisons beim Grasen und Leute beim Angeln beobachten. An einem Abend spaziert sogar ein Bison mitten über den Campingplatz und macht es sich zwischen den Zelten und Bäumen gemütlich. Da wird der Weg zum Toilettenhäuschen schon mal ganz schön aufregend, wenn man nur wenige Meter an einem so mächtigen Tier vorbei muss…

 

Da Nordamerika ja so klein ist, fährt eines Tages ein grauer Fiat-Camper mit Schweizer Kennzeichen auf den Platz. Silvia und Daniel haben mit uns Verschifft und wir haben die beiden das letzte Mal in Halifax auf dem Campingplatz gesehen. Da gibt es natürlich viel zu erzählen.

 

Insgesamt verbringen wir sechs Tage hier und können uns gar nicht satt sehen an allem was der Park zu bieten hat. Die Landschaft ist hügelig und der Mischwald wird immer wieder durch Grasflächen und kleine oder große Flüsse unterbrochen. Seinen Namen hat der Park von einem beeindruckenden Canyon, dem „Grand Canyon of the Yellowstone“, dessen Felswände durch Schwefel und Eisen alle Schattierungen von weiß über gelb bis rot haben.

 

Aber das eigentlich faszinierende ist, dass hier das weltweit thermisch aktivste Gebiet ist mit unzähligen Geysiren und heißen Quellen. Wirklich überall blubbert und brodelt und faucht und dampft die Erde. Die Luft riecht immer leicht nach Schwefel und wenn man an der ein oder anderen heißen Quelle vorbeikommt, hat man das Gefühl in einem Saunaaufguß mit dem dezenten Aroma verfaulter Eier zu stehen.

 

Wir laufen so ziemlich jedes Geysirfeld ab und sind erstaunt, dass es überall wieder was Neues zu entdecken gibt und jedes für sich einmalig ist. Da gibt es Geysire, die schnaufen und dampfen, bevor sie mit einer Wucht hunderte Liter heißen Wassers bis zu 60 Meter in die Luft jagen.

 

Der bekannteste ist wohl der „Old Faithful“ der mit schöner Regelmäßigkeit alle 90 Minuten ausbricht. Bei anderen muss man schon mal ein bisschen mehr Geduld mitbringen (so ein paar Jahre) oder einfach Glück haben. Andere Geysire füllen sich langsam mit Wasser und plötzlich sieht es aus, als hätte jemand den Stöpsel gezogen und das Becken ist wieder leer. Und einige Brodeln nur so vor sich hin.

 

Es gibt Schlammbecken, die aussehen, als würde man weiße Wandfarbe kochen. Und schneeweise Kalksteinterrassen. Auch wenn die „Mammoth Hot Springs“ auf Grund eines Erdbebens vor einigen Jahren nicht mehr ihre volle Schönheit haben (dabei sind einige Quellen versiegt) sind sie trotzdem noch sehr sehenswert.

 

Aber am schönsten sind die heißen Pools (so um die 60 bis 90°C) die zum Teil unglaublich tief sind und deren glasklares Wasser von hellblau über türkis und grün bis dunkelblau und schwarz schimmern. An ihren Rändern und Abläufen leben Mikroorganismen, die in den tollsten Farben, in knatsch gelb, orange, rot und braun, leuchten. Je nach Algen- oder Bakterienart kann man an der Farbe sogar die Temperatur ablesen, quasi ein lebendes Thermometer. Bei jeder heißen Quelle raubt uns der Anblick erneut den Atem.

 

Nicht schön, aber trotzdem beeindruckend sind Seen mit dem Charme von Batteriesäure. Mikroorganismen, die in dem heißen Wasser leben, verwandeln Schwefel in Schwefelsäure. Vielleicht gut um Leichen zu entsorgen, aber nicht um schwimmen zu gehen. Und wer noch nicht genug Schwefel gerochen hat, den wird der Geruch bei den „Mud Volcanos“ dann richtig umhauen.

 

Da bei Sonnenaufgang bekanntlich alles noch mal anders aussieht, schafft es Lukas am dritten Tag tatsächlich mich zu überreden um 5:00 Uhr aufzustehen. Scheiße ist das kalt als der Wecker klingelt!!! Aber zum Glück ist der Schalter für die Standheizung ja aus dem Bett zu erreichen. Als wir am Norris Geysirfeld in der Nähe vom Campingplatz ankommen wird es gerade hell und die Luft ist eisig (das Thermometer zeigt -0,4°C an). Aber die Stimmung ist mystisch. Wir sind ganz alleine, als wir über die Holzstege laufen, die vom Reif glitzern und eingehüllt werden in die dampfende Erde.

 

Im Yellowstone Nationalpark leben gut 4.000 Präriebisons. Bei unseren Fahrten durch den Park begegnen wir zwei Mal den riesigen Herden. Gemütlich wandern diese zwischen den Autos durch, grasen oder wälzen sich im Staub. Und wir verbringen Stunden damit sie zu beobachten.

 

Es fällt uns schwer, diesen faszinierenden Ort zu verlassen. Aber das etwas schlechter werdende Wetter und vor allem unsere leer gefutterten Schränke treiben uns zum Aufbruch. Wir verbringen noch eine Nacht auf einem kostenlosen Stellplatz der Forstbetriebe südlich vom Yellowstone, bevor wir nach einem kleinen Schlenker durch Idaho den Bundesstaat Utah erreichen. Ach ja, neben zerschossenen Verkehrsschildern, haben wir bei unserem letzten Nachtplatz auch Patronenhülsen gefunden. Jetzt sind wir wohl wirklich in den USA…


Utah I

21. 08. – 07.09.2012

Cowboys und Schafe, auf Spuren von Dinosauriern, zerklüftete Schluchten, four-wheel-driving, filigrane Steinbögen und eine defekte Festplatte.

Wow! Um es vornweg zu nehmen, Utah ist der Hammer! Es ist echt unglaublich, was die Natur hier geschaffen hat. Da fährt man durch absolut öde Landschaft und eh man sich versieht steht man wieder vor einer dieser faszinierenden Felsformationen. Ein bisschen Sand und Stein bearbeitet von Wasser, Wind und Eis und als Ergebnis das! Da gibt es gigantische Canyons und super schmale Schluchten, mächtige Steinbrücken und filigrane Bögen, majestätische Felstürme und zerbrechliche Säulen. Und das alles in weis, beige oder grau, hellgelb, aprikot oder orange und natürlich in allen erdenklichen Variationen von rot. Wenn man sich die Landschaft hier so anguckt, weiss man, warum es bei vielen Amerikaner „bigger is better“ heisst. Wir allerdings kommen uns immer verdammt klein vor, wenn wir neben solchen Monumenten stehen.

 

Aber jetzt zurück zum Anfang. Unsere erste Nacht in Utah verbringen wir in einem National Forest, wo schon einige Cowboys ihre Zelte, oder besser riesigen Camper, aufgestellt haben und Schafe hüten. Die Schafe sehen es am naechsten Morgen allerdings nicht so recht ein, dass wir weiter fahren wollen...

 

In Utah ist weit über die Hälfte der Fläche öffentliches Land. Es gibt fünf Nationalparks, diverse National Monuments, National Forests und wie sie alle heissen. Vor allem in den National Forest und dem vom Bereau of Land Management verwalteten Gebiet gibt es viele einfach Campingplätze, die nichts oder nur wenig kosten. Oder man sucht sich einfach ein paar Meter von der Hauptstrasse entfernt selber einen Platz. Meistens muss man nur wenige Kilometer auf eine Schotterstrasse abbiegen und findet schon einen Fläche mit Feuerring, wo schon andere gecampt haben.

 

Aber bevor es in die Natur Utahs erkunden, kommen wir durch Salt Lake City, wo wir endlich unsere komplett leer gefutterte Kühlbox und Schränke auffüllen, mal wieder Wäsche waschen und was sonst noch so anfällt.

 

Nach zwei Tagen fahren wir weiter Richtung Süden und biegen kurz vor dem kleinen Örtchen Castle Dale auf die Green River Cutoff Road ab. Eine Schotterstraße, die uns zum „Little Grand Canyon“ führt. Die Landschaft ist trocken und staubig, gespickt mit krüppeligen Bäumen und dem ein oder anderen Rind. Plötzlich stehen wir vor dieser riesigen Schlucht, die doch eigentlich nur der kleine Grand Canyon sein soll. Nicht weit vom Canyonrand entfernt (aber weit genug, um nicht morgens schlaftrunken über die Kante zu fallen) gibt es perfekte Plätze zum campen. Obwohl es noch recht früh ist, beschließen wir sofort hier zu bleiben. Abend grillen wir Burger und genießen mit einem kühlen Bier die Aussicht auf die Schlucht und die unglaubliche Stille (es ist echt Wahnsinn, man hört hier absolut gar nichts!). Am nächsten Morgen wollen wir gar nicht so recht weiter und so bleiben wir gleich noch eine Nacht. Damit es Lukas nicht zu langweilig wird, einen ganzen Tag nur die Aussicht zu genießen, werden kurzerhand die Reifen durchgewechselt, was bei über dreißig Grad in der Sonne ganz schöne Knochenarbeit ist. Ich dagegen bevorzuge im Schatten der kleinen Bäume zu entspannen. Den ganzen Tag kommen ganze drei Autos vorbei, von denen eins der Ranger ist, der seine tägliche Runde fährt.

 

Über die Buckhorn Wash und die Cottonwood Road geht es schließlich zwischen roten Felswänden und hügeliger Landschaft zurück zur Interstate. Unterwegs entdecken wir Dinosaurier Fußabdrücke und 2.000 Jahre alte Felsmalereien.

 

Kurz vor unserem ersten Nationalpark in Utah, dem Canyonlands Nationalpark, übernachten wir wieder in traumhafter Kulisse. Während sich auf der einen Seite flaches Land mit Gestrüpp bis zum Horizont erstreckt, ragen auf der anderen Seite rote Felswände steil in den Himmel. Mittlerweile wird es immer früher dunkler, aber in dieser Nacht taucht der Vollmond alles in silbriges Licht. Es ist Spätsommer und damit auch die Zeit für abendliche Gewitter. Wir zählen ganze fünf Gewitter um uns herum, aber zum Glück kommt keins direkt über uns.

 

Der Canyonlands Nationalpark umfasst ein Gebiet wo der Green River und der Colorado River sich gut 700 Meter tief in die hauptsächlich roten Gesteinsschichten des Colorado Plateaus geschnitten und eine zerklüftete Landschaft geschaffen haben. Auf ungefähr der Hälfte befindet sich eine Schicht weiß-beigen Gesteins, dass deutlich härter ist. Und so hat sich auf gut 300 Metern um die Canyons ein Plateau gebildet, die sogenannte „White Rim“. Auf eben diesem führt eine Offroadstrecke entlang, die wir gerne fahren würden. Also machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zur Besucherinformation, um uns nach dem Straßenzustand zu erkundigen. Eine Woche vorher, gab es schwere Regenfälle, die einen Teil der Straße weggespült haben. Aber wir haben Glück und können fahren. Außerdem brauchen wir für $30 eine Backcountry Permit und müssen die Plätze reservieren, wo wir übernachten wollen. Den Rest des Tages bestaunen wir die Landschaft von diversen Aussichtspunkten im „Island of the Sky“.

 

Am nächsten Morgen geht es los auf unsere erste richtige Offroadstrecke. Obwohl die meisten Amerikaner hier, das wohl eher als „Four-Wheel-Driving“ bezeichnen würden. Allerdings fahren die auch nicht ihren gesamten Hausstand durch die Gegend und wollen mit ihrem Fahrzeug nicht noch bis nach Südamerika.

 

Eigentlich hatte ich gedacht, die Straße würde einmal runtergehen auf die „White Rim“, dann 150 Kilometer eben am Canyonrand verlaufen, um dann wieder nach oben zu führen. Aber da habe ich mich ganz schön getäuscht. Zunächst geht es noch über eine breite, gut ausgebaute Schotterstraße in relativ weiten Serpentinen runter zum Ufer des Green River. Dass wir zwischendurch auf zwei Baufahrzeuge warten müssen, die einen Teil der Straße ausbessern, ist das einzig besondere. Während oben wüstenartige Vegetation herrschte, ist der Green River hier von üppigem Grün umgeben, dass vor den roten Felswänden wunderschön aussieht. Die sandige Straße führt eine Zeit lang am Ufer entlang, bevor sie diverse Mal wieder ansteigt und wieder runter an den Fluss geht. Es geht über Stock und Stein, oder besser gesagt Stein, Fels, Geröll und Sand. Die Straße ist schmal und scheint sich geradezu an den Hang zu klammern. Links geht es steil hinauf und rechts genauso steil hinunter. Immer wieder kommen Kurven, wo man denk die Straße führt ins Leere, gerade auf den Abhang zu. Zum Glück begegnen wir den ganzen Tag keinem anderen Auto. Die Canyons waren schon von oben, von den Aussichtspunkten beeindruckend. Aber mittendrin zu sein ist noch mal beeindruckender.

 

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zehn Kilometer pro Stunde erreichen wir am Nachmittag, fix und fertig (Beifahrer sein ist nicht immer einfach), aber glücklich und überwältigt von der Landschaft, unseren ersten Schlafplatz. Es sind 36°C und wir strecken erschöpft und zufrieden im Schatten zweier Bäume unsere Beine aus. Die Nacht ist sternenklar aber kaum kühler als der Tag.

 

Am nächsten Tag verläuft die Straße dann immer häufiger auf der eigentlichen „White Rim“. Aber trotzdem gibt es immer wieder Felsen mit fast 100% Steigung zu erklimmen und es geht in Serpentinen rauf und runter. Wir werden ganz schön druchgeschüttelt, aber es macht Spaß!

Nach drei Tagen auf der Strecke verlassen wir den Canyon über den Shafer Trail. Die Straße führt geradewegs auf eine fast senkrechte Felswand zu, aber so genau wir auch hinschauen, wir können beim besten Willen nicht erkennen, wo die Straße verläuft, bis wir auf ihr entlang fahren.

 

Da es schon wieder über eine Woche her ist, dass wir in Salt Lake City waren, fahren wir auf direktem Weg nach Moab um, wie sollte es anders sein, einzukaufen, Wäsche zu waschen und ins Internet zu gehen. Das Auto durchzuwischen gehört bei dem ganzen unglaublich feinen roten Sand hier mittlerweile zur Tagesaufgabe. Da es am praktischsten ist, verbringen wir zwei Nächte auf dem Supermarktparkplatz im Ort. Als wir am zweiten Abend in den Supermarkt gehen, fängt es an zu stürmen. Wie in einem schlechten Horrorfilm schaukeln die Ampeln im Wind, die Verkehrsschilder bewegen sich quietschend hin und her, die Leuchtreklame vom Laden flackert und krächzende Musik kommt aus dem Lautsprecher. Als wir vollgepackt wieder aus dem Laden kommen, schaffen wir es kaum unsere Einkäufe ins Auto zu bekommen, ohne dass die Türen wegfliegen. So ist auch nicht dran zu denken, dass Dach auf zu machen. Also richten wir kurzerhand unser Bett unten im Auto her. Bei tagsüber an die 40°C ist es allerdings verdammt heiß, stickig und eng, so dass wir beide kaum ein Auge zu machen.

 

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag im Arches Nationalpark wandern gehen. Aber es ist bewölkt und wir sind hundemüde, so dass wir uns nicht wirklich motivieren können. Wir hatten einen Tipp, dass vom Parkplatz am Delicate Arch eine Schotterstraße abgeht, über die man nach kurzer Zeit ein Tor an der Grenze zum Nationalpark erreicht. Hinter dem Tor darf man campen. Wir fahren dort hin und während ich mich noch mal schlafen lege, will Lukas am Notebook arbeiten. Allerdings arbeitet dieser immer langsamer und nach versuchtem Neustart macht er fast gar nichts mehr. Also vielleicht erst mal Abendessen. Aber auch der Kocher will irgendwie nicht so richtig laufen. Wie gut, dass er zwei Brenner hat. Wir haben kaum angefangen zu essen, das zieht ein Gewitter auf. Blitze und Donner kommen immer näher und auch der Wind wird immer stärker. Mmmh, sind wir nicht über ein ausgetrocknetes Flussbett hierher gefahren? Und waren nicht vor etwas über einer Woche nach schweren Regenfällen diverse Offroadstrecken gesperrt worden? Vielleicht keine gute Idee hier zu bleiben... Wir schmeißen die halb aufgegessenen Teller in die Spüle und schaffen es gerade alles mehr schlecht als recht zu verstauen, bevor es richtig losgeht. Als ich das Tor zurück zum Nationalpark öffne, peitscht mir der Wind die Sandkörner ins Gesicht und die ersten dicken Regentropfen fallen. Mittlerweile wird es auch schon dunkel und die Blitze zucken um uns herum. Jetzt noch einen freien Stellplatz zu finden ist quasi unmöglich, also fahren wir zum Ufer des Colorado River, wo sich sieben einfache Campingplätze befinden. Wenn es schon mal „gut“ läuft, dann richtig. Natürlich haben wir langes Wochenende und die Campingplätze sind voll. Mit Taschenlampe versuchen wir in der Dunkelheit einen Platz zu finden. Beim fünften Campingplatz, haben wir endlich Erfolg und auch das Unwetter ist weitergezogen.

 

Hundemüde, genervt und frustriert würde ich jetzt am liebsten nach Hause in eine sichere Wohnung mit gemütlichem Sofa. Wo man nicht den Naturgewalten so ausgesetzt ist und weiß wo man sich abends ins Bett legen kann… Aber schon am nächsten Morgen, als ich auf die in der aufgehenden Sonne rot glühenden Felsen rechts und links vom Colorado River blicke lässt das Gefühl langsam nach.

 

Wir ignorieren erst mal das Problem mit dem Notebook und Kocher und gehen im Arches Nationalpark wandern. Über 2.000 durch Wind und Wasser geformte Steinbögen gibt es in diesem Gebiet. Besonders die Wanderung im „Devils Garden“ hat uns begeistert. Wir stapfen durch tiefen Sand, klettern über Felsen und laufen über schmalen Grat. Die Sonne brennt erbarmungslos bei über 30 Grad vom Himmel, während wir Felsbögen mit den tollen Namen wie „Double-O-Arch“, „Landscape Arch“ und „Partition Arch“ bewundern.

 

Ewig können wir das Notebook und den defekten Brenner allerdings nicht ignorieren, also zerlegt Lukas am nächsten Tag den Kocher und ich versuche ich mich mit einer Systemwiederherstellung. Während Lukas nach gut zwei Stunden den Kocher erfolgreich wieder zusammen gebaut hat, macht das Notebook mit jedem meiner Versuche weniger bis es schließlich selbst das Betriebssystem nicht mehr findet. Immerhin sind wir ja noch in einer Stadt, wenn auch einer kleiner. Also machen wir uns auf die Suche nach jemanden der uns helfen kann. Gar nicht so einfach. Aber nachdem wir kreuz und quer durch die Stadt gefahren sind, stehen wir schließlich im Radio Shack vor zwei Jungs, leichenblaß, schmächtig und mit fettigem Haar. Computerfreaks, wie sie im Buche stehen und wohl die einzigen Bewohner in Moab, die nie die Sonne sehen. Hier sind wir richtig! Nach noch nicht mal 24 Stunden können wir unser Notebook wieder abholen, mit neuer Festplatte und allen Programmen wieder drauf. Nur diverse Emails und der letzte Bericht sind weg. Zum Glück hatten wir unsere Fotos vor kurzem noch doppelt gesichert!

 

Nach fünf Nächten in Moab machen wir uns endlich auf den Weg weiter Richtung Süden. Nach einem Zwischenstopp am Newspaper Rock und einer Nacht am Recapture Lake erreichen wir das „Valley of Gods“. Ähnlich dem bekannten „Monument Valley“ führt hier eine Schotterstraße zwischen majestätischen, roten Felstürmen hindurch. Mit dem kleinen Unterschied, dass hier fast nichts los ist, man keinen Eintritt zahlen muss und frei campen darf. Wir suchen einen schönen Platz, packen Stühle, Tisch und Markise aus und haben das Gefühl mitten in der Kulisse eines Wild-West-Films zu sitzen.

 

Am nächsten Morgen machen wir uns dann, mit zwischen Stopp im Gooseneck State Park, wo sich der San Juan River in engen Kurven tief ins Gestein geschnitten hat, auf den Weg zum richtigen „Monument Valley“ in Arizona.


Arizona und Utah II

07.09. – 18.09.2012

Majestätische Felstürme, steinerne Brücken, eine Wellblechpiste zum Verrückt werden, Fabelwesen, enge Schluchten und märchenhafte Sandsteinlabyrinte.

Mit der Zufahrt zum Monument Valley überqueren wir auch die Grenze nach Arizona. Schon direkt hinter dem Zahlhäuschen begrüßt uns die aus vielen John Wayne Western bekannte Scene mit drei beieindruckenden roten Felstürmen in einer weiten Ebene. Es ist schon recht spät als wir ankommen und eigentlich wollten wir auf dem Felsplateau mit Blick aufs Monument Valley, von dem schon viele geschwärmt haben, übernachten. Aber warum auch immer haben die Navajo Indianer, die das Gebiet verwalten, dass Gelände komplett mit dicken Holzpfählen versperrt. Das war wohl nichts, grrrr. Also müssen wir die für morgen geplante Runde durchs Monument Valley doch heute noch drehen, weil zweimal wollen wir keinen Eintritt zahlen. Aber als Trost sehen die Felsen in der tief stehenden Sonne besonders schön aus und die freilaufenden Pferde, die kurz vorher noch für Ausritte in Pferchen zur Verfügung standen, machen die Wildwest Kulisse perfekt.

 

Nur einen Schlafplatz haben wir jetzt natürlich nicht. Eigentlich hasse ich es, wenn wir uns so spät noch auf die Stellplatzsuche begeben müssen, aber an manchen Tagen will es einfach nicht anders klappen. Zum Glück waren wir mittags am Gooseneck State Park und haben gesehen, dass dort Plätze sind, an denen man kostenlos übernachten kann. Da es eh auf unserem Weg liegt, fahren wir dorthin zurück. Es ist schon stockdunkel, als wir ankommen und wir sind nicht die einzigen, die hier übernachten wollen. Auch wenn das Aussrichten im Dunkeln schwierig ist, finden trotzdem schnell einen guten Platz.

 

Wieder zurück in Utah bewegen wir uns Richtung Nord-Westen zum Natural Bridges National Monument. Im Gegensatz zu den Bögen im Arches Nationalpark sind die drei Steinbrücken hier in erster Linie durch fließendes Gewässer entstanden. Von den Aussichtspunkten sieht man allerdings mehr als wenig von den Brücken. Da hilft es nur runter zu steigen in den Canyon. Ganze 152 Meter steigen wir über Treppen, Holzleitern und blanken Fels hinab zum Fuß der Sipapu Brücke und sind in einer anderen Welt. Während oben karge Wüstenvegetation herrscht stehen wir unten in einer Oase aus Eichenwald und mannshohem Gestrüpp. Und über uns sehen wir jetzt deutlich die massive Steinbrücke, die mit einer Höhe von 67 Metern und einer Spannweite von fast 82 Metern die zweit größte natürliche Brücke der Welt ist. Wow! Wir folgen dem Canyon und trockenen Flusslauf bis zur Kachina Brücke und steigen schnaufend wieder hinauf. Das einzig blöde an dieser wunderschönen Wanderung war, wieder zurück zum Auto zu kommen. Der Weg oben entlang war einfach extrem öde. Deshalb sind wir dann auch zur dritten Brücke im Park mit dem Auto gefahren. Aber auch hier hieß es wieder hinab in den Canyon, um die Owachomo Brücke überhaupt in voller Pracht zu sehen. Zum Glück haben wir schon früher am Tag einen Platz auf dem Campingplatz im Park reserviert, so dass wir bald die Füße hoch legen können. An diesem Tag wissen wir auf jeden Fall, was wir getan haben.

 

Weiter geht es am Nordufer des Lake Powel vorbei zum Capitol Reef Nationalpark. Von diesem sehen wir allerdings nur den Campingplatz, der inmitten von Obstplantagen liegt (und das in der Wüste). Schnell ist unser Vorratsschrank mit Äpfeln und Birnen gefüllt. Eigentlich wollten wir über eine Schotterstraße durch den südlichen Teil des Parks fahren. Aber leider spielt das Wetter nicht mit. Es sind schwere Regenfälle gemeldet und die Schotterstraßen hier können innerhalb von Minuten von „ohne-Probleme-mit-normalem-Pkw-befahrbar“ zu „unpassierbar-mit-Geländewagen“ werden.

 

Also fahren wir über den Highway #12 weiter nach Escalante, wo wir das schlechte Wetter auf einem Campingplatz mit Vollausstattung aussitzen. Nicht schön, aber praktisch, denn es gibt mal wieder Internet, Waschmaschinen und Duschen. Auf dem Weg dorthin halten wir spontan am Kiva Kaffeehouse, einem wirklich süßen Cafe mit toller Aussicht auf den Canyon vom Escalante River. Und die frischen Himbeermuffins und der Zimtkuchen sind einfach himmlisch! Mmmmh!

 

Escalante ist ein wirklich kleines Kaff im Norden vom Grand Staircase-Escalante National Monument (einen umständlicheren Namen für einen Park haben wir bisher noch nicht gehört, deshalb kurz GSENM). Hierbei handelt es sich um ein riesiges Gebiet von 6.800 Quadratkilometern, dass erst 1996 unter Schutz gestellt wurde und eine Vielzahl von Naturwundern beherbergt. Allerdings muss man viele davon suchen und viel Wandern. Da es kaum ausgeschilderte Wanderwege gibt, hilft nur eine gute Wegbeschreibung und vor allem ein guter Orientierungssinn oder GPS, um wieder zurück zu finden.

 

Nach dem das Wetter wieder besser ist (strahlend blauer Himmel und 30 Grad, was will man mehr!) fahren wir auf der Hole-in-the-Rock-Road ins GSENM. Eine wirklich üble Wellblechpiste, die uns fast dazu gebracht hätte vor unserem eigentlichen Ziel wieder umzukehren. Wir wollen nämlich unsere ersten Slotcanyons besuchen. Aber erstmal stoppen wir am Devils Garden einem recht kleinen Gebiet mit wunderschönen Sandsteintürmen, die aussehen wie Goblins oder Zwerge. Was die Slotcanyons angeht, müssen wir aber leider feststellen, dass zwei von den dreien vor denen wir nach mühsamer und doch schöner Wanderung stehen für uns unpassierbar sind. Wir waren nicht wirklich auf hüfttiefes, eiskaltes Wasser eingestellt. Aber der Spooky Slot war schon sehr beeindruckend und vor allem spooky. Die Felswände stehen so nah beieinander, dass wir uns nur seitlich hindurchquetschen können. Außerdem entdecken wir jede Menge „Moqui Mables“. Das sind murmel- bis golfballgroße Kugeln aus Eisenoxid gefüllt mit Sandstein. Sie sind uhralt und keiner weis so genau wie sie entstanden sind.

 

Das praktische ist, dass das GSENM zum öffentlichen Land gehört, dass vom BLM (Bureau of Land Management) verwaltet wird. Hier darf fast überall wild gecampt werden und so fällt es auch nicht schwer auf der Hole-in-the-Rock-Road schöne Plätze mit traumhafter Aussicht für die Nacht zu finden.

 

Auf dem Weg zum nächsten Nationalpark legen wir noch einen Stopp im Kodachrome State Park ein. Am Fuß von rosa-cremefarbenen Bergen (die aussehen wie Erdbeersahnetorte - yummie) machen wir eine entspannte, kleine (10 Kilometer lange) Wanderung, bis plötzlich eine Schlange quer über dem Wanderweg liegt. Und nu? Außenrum durchs Gestrüpp wollen wir nicht. Aber lebt die Schlage überhaupt noch? Kurzerhand wirft Lukas einen Erdklupen Richtung Schlange. Nichts tut sich. Er wirft einen zweiten. Immer noch nichts. Eigentlich will ich schon weitergehen, aber Lukas hält mich zurück. Die hat doch gerade gezüngelt, oder? Ich habe nichts gesehen. Doch hat sie. Ein dritter Erdklumpen fliegt und wusch verschwindet die Schlange im Gestrüpp. Puh, die hat also doch noch gelebt…

 

Da der Bryce Canyon Nationalpark ein beliebtes Ziel ist, sichern wir uns am nächsten Vormittag direkt einen Stellplatz auf einem der zwei Campingplätze. Und auch wenn hier unheimlich viel los ist, ist der Park ein absolutes Highlight (vielleicht sind aber auch gerade deswegen so viele Leute hier...).

 

Die Geschichte vom Bryce Canyon began vor gut 200 Millionen Jahren, als die Pazifische auf die Nordamerikanisch Kontinentalplatte sties. Im Laufe der Zeit haben sich Gebirge erhoben und Flüssen den Weg abgeschnitten, Felsen wurden zermahlen und Sedimente haben sich abgelagert und sind wieder zu Stein geworden gefärbt von Eisen, Magnesium und anderen Mineralien, wieder haben sich Plateaus erhoben und sind zerbrochen, Wasser und Eis haben sich durch den Stein gearbeitet, bis schliesslich diese unglaublichen Felsnadeln, Türme und Hoodoos in einer Synphonie aus orange, aprikot und weis entstanden sind. Oder man glaubt wie die Indianer, die hier gelebt haben, dass die Sandsteinformationen böse Menschen in Tiergestalt sind, die in Stein verwandelt wurden.

 

Da wir einen kleinen Wanderkoller haben, fahren wir am ersten Tag nur „american-like“ von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Die wirkliche Schönheit des Parks sieht man aber erst, wenn man zwischen den Sandsteinsäulen hinabsteigt. Wir verbinden gleich die drei bekanntesten Wanderwege des Parks zu einem riesen Rundwanderweg mit über 10 Kilometern und 497 Höhenmetern und das Ganze auf über 2.200 Metern über dem Meeresspiegel. Wir sind mehr als fünf Stunden unterwegs, was wahrscheinlich aber daran lag, dass wir immer wieder mit offenen Mündern nach oben geschaut haben und alle paar Meter zum Fotografieren stehenbleiben mussten.

 

Vom Bryce Canyon Nationalpark fahren wir durchs GSENM wieder Richtung der Grenze zu Arizona. Eigentlich wollten wir ja die Cottonwood Canyon Road nehmen, aber die ist auch einem der letzten starken Regen zum Opfer gefallen und zur Zeit unpassierbar. So nehmen wir die westlichere Skutumpah Road, die landschaftlich eher langweilig ist. Aber dafür können wir eine kleine, schöne Wanderung durch den Willis Creek machen, wobei wir immer wieder durch das wenige Zentimeter hohe Wasser müssen. Der Slotcanyon ist nicht besonders schmal aber schön beige-golden-schwarz gestreift.

 

Am späten Nachmittag machen wir es uns auf Empfehlung von Steffi und Benny an einem idyllischen Plätzchen am Paria River gemütlich und genießen im Schatten eines riesigen Cottonwood Baums den Blick auf die umliegenden rosa-roten Hügel. Am nächsten Tag erreichen wir schließlich Page.


Arizona II

18.09. – 28.09.2012

Massentourismus bei den Navajo Indianern, der größte aller Canyons, Lotteriefrust, Tiefsandpisten, farbige Sandstein-Blätterteigtürme und Blumenkohl-Gehirnfelsen mit Erdbeer-Sahnecreme .

Page in Arizona ist seit Moab die erste Stadt, durch die wir kommen, in der man dank Safeway und Walmart Supercenter mal wieder vernünftig und vor allem zu normalen Preisen einkaufen kann. Letzterer eignet sich auch wieder als guter Übernachtungsplatz in der Stadt. Zumal McDonalds gegenüber nicht nur den morgendlichen Kaffeedurst löscht, sondern auch den Internetentzug lindert. Wärend die erste Nacht außer uns nur ein anderer Camper dort steht, sind es in der zweiten schon neun. Darunter auch An und Hendrik aus Belgien, die wir schon im Arches Nationalpark getroffen haben. Zusammen verbringen wir einen schönen Abend mit einem kühlen Bier auf dem Supermarktparkplatz. Etwas das wir zu Hause wohl nicht tun würden.

 

Mit knusprigen Baguett, fluffigen Muffins, knakigem Salat, kühlem Bier und sauberer Wäsche für uns und frischem Öl für unseren Toyo geht es nach zwei Tagen wieder weiter. Nur wenige Kilometer von Page entfernt sind die Antelope Canyons, der Inbegriff von Slotcanyons. Bis vor wenigen Jahren noch vollkommen unbekannt, sind die von Navajo Indianern verwalteten Canyons mittlerweile ein riesiger Touristenmagnet. Wir entscheiden uns dafür den Lower Antelope Canyon zu besuchen, da dieser noch weniger bekannt und günstiger sein soll und man sich wohl länger im Canyon aufhalten darf. Das scheint sich aber mittlerweile auch geändert zu haben. Wir sind morgens um halb neuen da, zahlen saftige $26 pro Nase und erfahren, dass wir nur eine Stunde mit einer Führung durch den Canyon dürfen. Das hatten wir uns eigentlich anders vorgestellt. Als wir auf einem Zettel lesen, dass man mit Fotographenpass zwei Stunden ohne Führung durch den Canyon darf, halten wir dem Kartenverkäufer stolz unsere Spiegelreflex und das Stativ unter die Nase. Aber er will nur einem von uns den Fotographenpass geben. Also holen wir noch unsere zweite Digitalkamera. Aber er will auch noch ein zweites Stativ sehen, dass wir natürlich nicht haben. Wir bleiben sturr und bekommen schließlich von einem anderen Navajo ein kaputtest Stativ in die Hand gedrückt. Damit erfüllen wir beide die Vorrausstzung für den Fotographenpass. Dass er für das kaputte Stativ fünf Doller haben will, überhören wir geflissentlich. So laufen wir also mit zwei Kameras und einem heilen und einem kaputten Stativ durch den Canyon. Wir sind total überwältigt von der Schönheit und wären nicht mit der Zeit so viele Besucher gekommen, dass wir mit ihnen rausgespült worden wären, hätten wir wohl total die Zeit vergessen.

 

Nur ein kleines Stückchen weiter Richtung Süden hat sich der Colorado River in einer perfekten Hufeisenkurve ins Gestein geschnitten. Vor allem im Mittagslicht leuchter er schön in dunklem smaraggrün. Wenn auch nicht in Sichtweite, folgen wir dem Colorado River zum südlichen Grand Canyon Nationalpark. Da es schon recht spät ist, als wir ankommen, verschieben wir die Besichtigungen auf den nächsten Tag und suchen direkt einen Schlafplatz. Der Campingplatz am Osteingang ist schon voll und so biegen wir auf halben Weg im Nationalpark auf eine Schotterstraße ab, die uns wieder aus dem Park hinaus in einen National Forest führt. Nur ein kurzes Stück weiter kommen wir an einen alten Feuerwachturm. Mit Plumpsklo, Picknicktisch und direkt in Nationalparknähe ein perfekter Platz. Nur nachts werden wir von merkwürdigen Tierrufen wach gehalten. Erst am nächsten Abend lüftet sich das Geheimnis, als wir einen majestätischen Hirsch sehen der laut seinen Damen zuruft. Schließlich ist gerade Brunftzeit.

 

Den Tag verbringen wir damit am Canyonrand entlang zu spazieren und an diversen Aussichtspunkten den grandiosen Blick auf diesen unwirklichen Canyon zu geniesen. Man kann sich die unglaubliche Größe nicht vorstellen, sonder muss ihn einfach mal gesehen haben. Vor allem der Sonnenuntergang, der die Wände der Schlucht in dunkles rot taucht, ist phänomenal.

 

Vom Grand Canyon aus fahren wir wieder zurück nach Page, wo wir um Mitternacht auf dem Walmart Parkplatz auf Lukas Geburtstag anstoßen. Am nächsten Morgen geht es dann rüber zum McDonalds Parkplatz, um mit der Familie zu skypen, liebe Geburstags-Emails zu lesen und ein Hotelzimmer in Las Vegas zu buchen. Da wollen wir den Gebutstag dann nämlich richtig feiern... Aber bis dahin dauert es noch zwei Wochen, schließlich gibt es hier noch jede Menge zu sehen. Deshalb fahren wir mit Zwischenstop am Paria Movie Set, wo wir umgeben von lila-rot-weis gestreiften Sandsteinbergen Geburtstagsdonuts essen, weiter nach Kanab.

 

Eigentlich wollen wir ja zu den North Coyote Buttes, einem Gebiet mit skuril geformten Sandsteindomen und einer viel fotografierten Welle aus dunklem und hellem Sandstein. Die Zufahrt zum Wanderparkplatz liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen Page und Kanab. Aber um zur „Wave“ wandern zu dürfen, braucht man eine von zwanzig Permits, die pro Tag erteilt werden. Der Andrang ist mittlerweile so groß, dass diese verlost werden müssen. Zehn davon drei Monate im Vorraus im Internet und zehn am Tag vorher im BLM Field Office in Kanab. Bis letzte Jahr fand die Verlosung im Sommer noch in der Ranger Station an der Zufahrtsstraße statt. Aber da dadurch dort mehr Besucher hinkamen als in das schöne große Office in Kanab, wurde sie kurzerhand verlegt. Ganze 62 Kilometer weit weg.

 

So machen wir uns also am nächsten Morgen um halb neun auf zum BLM Field Office, um unseren Antrag für die Verlosung auszufüllen. Außer uns wollen gerade mal 86 weitere Personen eine Permit haben. Da stehen die Chancen ja super! Eigentlich geht uns die Show, die um diese Permits gemacht wird, jetzt schon auf die Nerven, aber sehen wollen wir die Welle ja schon. Also halten wir tapfer durch und gewinnen überraschenderweise nicht.

 

Aber es gibt ja noch die South Coyote Buttes, die sowohl weniger bekannt als auch deutlich schwerer zu erreichen sind. Nämlich nur über fieses Wellblech, holprige Felsen und durch sehr tiefen Sand. Auch hiefür gibt es nur zehn Permits übers Internet und zehn am Tag zuvor im BLM Field Office. Heute ist das erste Mal in diesem Jahr, dass tatsächlich mehr als zehn Personen da sind und eine Verlosung stattfinden muss. Nämlich ganze elf. Aber wir haben Glück und so machen wir uns zunächst über die nervige Wellblech-House-Rock-Valley-Road auf den Weg dorthin. An dem sehr schönen kostenlosen Stateline Campingplatz an der Grenze zu Arizona (Kanab liegt in Utah, die South Coyote Buttes aber wieder in Arizona), verbringen wir die Nacht.

 

Dann geht es schließlich über die südlichere, da einfachere Route zu den South Coyote Buttes. Aber auch hier kämpfen wir uns schon durch tiefen Sand und über dicke Felsbrocken, bis zum Cottonwood Cove Trailhead. Von von hier wandern wir in das riesige Gebiet mit bunten Sandsteindomen. Hauchdünn und zerbrechlich wie Blätterteig wirken die einzelnen Schichten und wir trauen und kaum darüber zu laufen. Und die Farben sind einfach unbeschreiblich. Lila, apricot und gelb gestreift, von rosa-rot bis fast schwarz sieht jede Ecke um die wir kommen wieder anders aus. Wir laufen kreuz und quer und entdecken immer wieder neue Farben und Formen die uns begeistern. Es empfiehlt sich auf jeden Fall ein GPS-Gerät mitzunehem und vorher den Parkplatz abzuspeichern, für den Fall, dass man so fasziniert ist, dass man ganz vergißt darauf zu achten, wo man hinläuft.

 

Wir verbringe die Nacht am Trailhead und bekommen Besuch von Claudia und Alex, die auch schon was länger unterwegs sind. Am nächsten Tag fahren wir weiter zu den White Pockets, ein noch faszinierenderes Gebiet aus verrückten Sandsteinformationen. Hierfür braucht man keine Permit, aber dafür ist es noch schwerer zu erreichen. Der Sand wird tiefer und die Felsen fieser. Auch hierher nehmen wir die zwar längere, aber etwas einfachere Südroute. Als wir in das recht überschaubare Gebiet reinlaufen, sind wir sprachlos. Was hat die Natur sich dabei gedacht, dass hier mitten in der öden Sand-Gestrüp-Landschaft Sandstein ist, der aussieht wie Blumenkohl-Gehirn mit Erdbeer-Sahnecreme und Pfirsich-Vanillecreme-Torte?

 

Wir sind so fasziniert von dem Gebiet, dass wir gleich am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang nochmal hindurchwandern. Wirklich wunderschön! Aber, brrr, ist das kalt. Es ist echt unglaublich, dass die Temperaturen hier schlagartig mit Sonneuntergang um 20 Grad fallen, so dass die Nächte ganz schön frostig sind. Aber dafür wird es innerhalb von Minuten auch wieder 20 Grad wärmer, sobald die Sonne über den Horizont lugt.

 

Wir haben schon alles zur Weiterfahrt zusammen gepackt, da kommen Claudia und Alex auch wieder vorbei und wir quatschen uns irgendwie fest. So schaffen wir es doch nicht wie geplant bis nach Kanab zu kommen, sondern nur bis zum Stateline Campground. Dafür aber über die kürzere Nordroute, denn in diese Richtung müssen wir den tiefen Sandhügel nur runter und nicht rauf fahren.

 

Da wir noch einmal an der Verlosung für die Wave teilnehmen wollen, müssen wir früh raus. Schaffen es aber pünktlich dort zu sein. Diesmal mit weiteren 116 Leuten! Und wir gewinnen wieder nicht. Aber wie sagt man so schön, „Aller Guten Dinge sind drei“... Also verbringen wir den Tag mit Wäsche waschen, skypen, Emails und Bericht schreiben in Kanab. Bei unserem dritten und letzten Versuch eine Permit für die North Coyote Buttes zu gewinnen sind immerhin nur 81 Leute da. Aber es reicht wieder nicht und so geben wir auf. Es gibt ja auch so noch einiges im Süden Utahs zu sehen.


Utah III

28.09. – 03.10.2012

Unheimliche Geisterhoodoos, auf Spuren der Dinosaurier, Schlafplatzsuche mit Horrorkabinett und nass-kaltes Vergnügen.

Von Kanab aus fahren wir wieder ins Grand Staircase Escalante National Monument. Wir wollen uns noch die Geisterhoodoos angucken, bevor wir uns entgültig weiter Richtung Westen bewegen. Es gibt zwei Möglichkeiten dorthinzukommen. Der offizielle Weg, von Süden aus, bedeutet eine Wanderung von über sechs Kilometern in eine Richtung. Da sie direkt nach Sonnenaufgang besonders schön sein sollen, ist das schon eine Herausforderung. Also entscheiden wir uns für den inoffiziellen Weg, von Norden her. Wir fahren über die inzwischen wieder geöffnete Cottonwood Canyon Road und die BLM #431 bis zum Trailhead und übernachten dort. Während die Landschaft bisher hauptsächlich von der Farbe Rot dominiert wurde, sind wir hier, eine Stufe im Staircase höher, plötzlich in einer Mondlandschaft in beige, grau und braun.

 

Wir stehen früh auf und wandern mit dem Sonnenaufgang los durch das fast trockene, breite Flußbett vom Wahweap Creek. Nach gut zwei Kilometern erreichen wir die ersten Hoodoos. Noch ist die Sonne nicht über den Conyonrand gestiegen. Aber wir brauchen nicht lange zu warten, bis die Geisterhoodoos in goldenes Licht getaucht werden. Irgendwie unheimlich und doch schön. Wir laufen noch ein bisschen weiter und entdecken weitere Hoodoos. Als wir wieder umkehren werfen die Felsen auf der anderen Canyonseite aber schon wieder erste Schatten.

Es ist noch früh, als wir wieder zurück am Auto sind. Also entscheiden wir uns spontan noch zum Yellowrock zu fahren, einen wieder der Name schon sagt gelben Sandsteinfelsen. Laut Karte wäre die BLM #430 der kürzeste Weg. Aber das war keine so gute Entscheidung. Wärend die Strasse zu den Geisterhoodoos bei auf eine tiefe Senke in einem super Zustand war, wird die BLM #430 von Meter zu Meter katastophaler. Es kommt eine Auswaschung nach der anderen, die so tief und schmal sind, dass wir immer wieder fast mit dem Auspuff und der Stosstange hängen bleiben. Dann stehen die Bäume immer da, wo die Strasse sich zur Seite neigt, so nah, dass wir mit der Kiste vorbeischrabben und mehr als ein mal die Säge auspacken müssen. Und schliesslich kommen wir auch noch zu einem trockenen Flussbett wo die Strasse nicht nur steil nach unten führt, sondern unser Toyo auch noch gefährliche Schräglage bekommt. Ein ganz mieses Geühl! Ach ja, und auf der Abgrundseite ist auch noch eine tiefe Auswaschung. Das reicht. Wollen wir wirklich noch über zehn Kilometer auf dieser Straße weiterfahren, oder fahren wir lieber die zwei Kilometer, die wir bisher geschafft haben, wieder zurück. Wir wollen ja heute noch ankommen und zwar ohne Schäden. Aber kommen wir aus dem Flussbett jetzt überhaupt wieder zurück raus? Wir versuchen noch mit dem Spaten die Straße zu begradigen, aber ohne nennenswerten Erfolg. Also laufe ich das Ufer ab, ob es nicht noch eine andere Möglichkeit gibt, hier wieder raus zu kommen. Aber Lukas ist mehr für Augen zu, Fuß aufs Gas und durch. Ich mag gar nicht hinsehen. Für meinen Geschmackt neigt sich der Wagen viel zu stark zur Seite und die Reifen gehen zu knapp am Abgrund vorbei. Aber es klappt. Danach ist der Weg zurück wesentlich einfacher. Schließlich haben wir die Bäume ja schon gestutzt.

 

Auch die Wanderung zum Yellowrock selbst ist wenig erfolgreich. Nach wenigen Metern kommt ein steiler Anstieg mit jeder Menge losen Geröll und Schotter. Wir haben noch nicht mal die Hälft geschafft, aber immer wieder rutschen Teile des Weges unter unseren Füßen weg. Auch wenn es schwer fällt, muß ich mir eingestehen, dass ich den Hang zwar hoch kommen würde, aber mir nicht sicher bin, ob ich hier auch wieder heil runter komme. Wieder gewinnt die Vernunft und so fahren wir zwar ein wenig enttäuscht, aber ohne Schrammen zum Paria River, wo wir vor fast zwei Wochen schon mal übernachtet haben. Im Schatten des Cottonwood Baums legen wir unsere Füße hoch und trinken ein eiskaltes Bier auf die Strapazen.

 

Am nächsten Tag passieren wir ein letztes Mal Kanab und fahren weiter in Richtung der Moccasin Mountain Tracksite. Vor gut 190 Millionen Jahren, als Utah noch eine Wüste in der Nähe des Äquators war, haben Dionosaurier auf dem Weg zu einer Wasserquelle hier im nassen Boden ihre Fußspuren hinterlassen. Bis heute sind unzählige Spuren von bis zu sechs verschiedenen Spezies im Sandstein erhalten geblieben. Nachdem wir uns wieder mit Säge bewaffnet zwischen Bäumen und durch tiefen Sand gekämpft haben, machen wir uns mit GPS bewaffnet auf die Suche nach den einzelnen Spuren. Und fühlen uns wie Entdecker und freuen uns riesig, wenn wir welche finden. Es macht super Spaß und ist echt spannend.

 

Von hier aus geht es weiter zu unserem letzten Nationalpark in Utah: Zion. Von Osten kommend, machen wir eine kleine Wanderung zum Zion Canyon Overlook, wo wir in den tiefen Canyon des Virgin River blicken. Als wir zurück sind, ist es schon zu spät, um sich noch mehr anzuschauen und so verlassen wir den Park wieder durch den Südeingang.

 

Aber irgendwie will es mit der Schlafplatzsuche heute nicht klappen. Wir haben von vier verschiedenen Reisenden Empfehlungen für kostenlosen Stellplätz südlich vom Zion Naionalpark. Da kann ja eigentlich nichts schief gehen. Einer wird schon passen. Dachten wir zumindest... Am ersten parkt ein Wagen mit einer dubiosen Person drinnen und der zweite liegt hinter einem verschlossenen Tor. Der dritte gleicht einem Horrokabinett mit verweseneden Tierkadavern und weiss leuchtetenden Skeletten und der vierte errinnert an ein Obdachlosenlager mit gammeligen Zelten und jeder Menge leerer Bierdosen. Das war wohl nichts. Die günstigen und schönen Zeltplätze im Nationalpark waren schon mittags alle belegt und inzwischen ist es dunkel. Also bleibt uns nichts anderes übrig auf einen eigentlich viel zu teueren privaten Campingplatz zu gehen. Aber so sind wir zumindest wieder näher am Parkeingang, denn schließlich wollen wir morgen früh durch die Zion Canyon Narrows wandern.

 

Bewaffnet mit Badeshorts, Wasser-Wanderschuhen, Neoprensocken und Wanderstab fahren wir am nächsten Morgen mit den Shuttlebus in den Zion Canyon hinein. Wo die Straße endet, führt ein gut ein einhalb Kilometer langer befestigter Wanderweg weiter am Virgin River entlang. Danach geht es nur noch durchs Wasser weiter. Wir balasieren über rutschige Steine, spazieren über Sandbänke, waten durch glasklares, 16-Grad-kühles Wasser, dass mir zum Teil bis zum Po reicht und kämpfen gegen die Strömung an. Und es macht riesiegen Spaß! Die Canyonwände rechts und links von uns scheinen bis zum Himmel zu reichen und sind am Ende nur noch fünf Meter auseinander. Wow! Nach gut drei Kilometern drehen wir wieder um, denn schließlich müssen wir den selben Weg wieder zurück. Wir sind echt froh, dass wir die $20 pro Nase investiert haben, um die Wasser-Wanderschuhen, Neoprensocken und den Wanderstab in einem der Outdoorläden auszuleihen. Sonst hätten wir wohl schon viel früher umgedreht und das Beste verpasst.

 

Da wir nicht noch mal auf den Campingplatz wollen, fahren wir noch am Abend weiter Richtung Westen und verlassen nach sieben Wochen Utah, einen Bundesstaat der uns wirklich fasziniert hat, und erreichen Nevada.


Nevada

03. – 12.10.2012

Brennende Felsen, Urlaubstag am See, abtauchen in eine andere Welt, bescheidener Luxus und ein Abstecher nach New York, Ägypten und Venedig.

Mit der Grenze zu Nevada verlassen wir auch das Colorado Platau und erreichen das Great Basin und die Mojave Wüste. Das erste Mal seit Wochen sind wir wieder unter 1.500 Höhenmetern und mit jedem Meter, den wir tiefer kommen, klettert das Außenthermometer ein bisschen höher. Puh, bis auf 37 °C. Und das obwohl es bereits nach fünf ist und in noch nicht mal einer Stunde die Sonne untergeht. Nicht besonders schön, aber praktisch verbringen wir unsere erste Nacht in Nevada auf einem Kasionoparkplatz.

 

Nach einem kurzen Besuch im Walmart und Waschsalon geht es am nächsten Tag weiter. Unser eigentliches Ziel ist das Valley of Fire. Da wir aber nicht so spät dort ankommen wollen, legen wir noch einen Stop in den Poverty Hills ein, wo man auf einer Freifläche mit wunderbarem Weitblick südlich von Overton frei übernachten kann.

 

Als wir dann am nächsten Vormittag am Arch Rock Campground im Valley of Fire ankommen, sind wir überrascht, dass auf dem Campingplatz so wenig los ist. Schliesslich steht das Wochenende bevor. Vielleicht liegt es ja daran, dass es der erste State Park ist, den wir besuchen, der zu den Campinggebühren auch noch Eintritt verlangt. Und den auch noch täglich. Das ist auch der Grund, warum aus den geplanten zwei Nächten hier nur eine wird. Und das obwohl der Campingplatz wirklich traumhaft schön zwischen roten Sandsteinfelsen liegt.

 

Auf Grund der Temperaturen fallen unsere Wanderungen hier recht kurz aus. Aber wir bewundern trotdem die Fire Wave und den kleinen Slotcanyon beim White Dome. Gasi als kleiner Abschied von dem roten Sandstein, der uns so lange begleitet hat. Den Rest des Tages entspannen wir mit frisch gegrillten Burgern und Wein zwischen den verrückten Sandsteingebilden, die je nach Licht und Schatten und Alkoholgehalt aussehen wie Galionsfiguren, Schlagen, Totenköpfe oder Monster.

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück, schließlich ist der Platz ja so schön, fahren wir weiter zum Lake Mead. Wie ein blauer Juwel leuchtet er in der Sonne zwischen der ansonsten trostlosen Landschaft aus grau-braunen Hügeln. Am Eingang zur Lake Mead National Recreation Area (dank unseres Jahrespasses für die Nationalparks brauchen wir hier keinen Eintritt zu bezahlen) fragen wir nach Stellplätzen für die Nacht. Dass man direkt am Ufer bis zu 14 Tage frei stehen darf, wenn man die eine oder andere Schotterstraße reinfährt, sagen die Ranger einem allerdings nicht. Das sehen wir erst, als wir auf gut Glück auf eine dieser Strassen abbiegen und ein Schild uns drauf hinweist. Es ist allerdings gar nicht so einfach bis ans Ufer zu kommen. Seit Jahren schon sinkt der Wasserspiegel und wenn es so weiter geht, wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis Las Vegas ein echtes Problem bekommt.

 

Wie auch immer. Wir landen zu erst an einem Platz, wo schon dieverse Camper stehen, sehen aber eine Landzunge weiter links, die perfekt wäre. Irgendwo führt auch so etwas Ähnliches wie eine Straße dorthin. In dem Gewirr an mehr oder weniger offiziellen Wegen, brauchen wir drei Anläufe, bis wir den richtigen finden. Ganz schön holprig, geht es steil und schmal hinunter und wir machen es uns in Wassernähe gemütlich. Hier kommt bestimmt so schnell kein anderer hin.

 

Denkste! Schliesslich ist Wochenende und die Amerikaner sind mit ihren Fahrzeugen etwas schmerzfreier als wir. Und so rumpelt wenig später eine Großfamilie mit zwei Pick-Ups und Jetski auf dem Hänger heran (Dass der Hänger auf dem Weg mehrfach aufsetzt interessiert keinen) und schlägt auf der schmalen Landzunge auch noch ihre Zelte auf. Naja gut, noch ist ja Platz genug.

 

Als wir ins Bett gehen ist es bereits stockdunkel. Aber an Schlaf ist nicht zu denken. Wieder kommt ein Wagen den Hang runter, fällt ins Schlagloch, setzt auf den Felsen auf und polter weiter an uns vorbei. Mit Lagerfeuer und lauter Musik machen sich die nächsten Nachbarn gemütlich. Das reicht doch jetzt, oder? Aber nein, wieder werden wir von Scheinwerfern angestrahlt und der Motorenlärm wird lauter. Diemal sind es vier Pick Ups, die sich auf der mittlerweile überfüllten Landzunge keinen Meter neben uns quetschen. Acht Jugendliche steigen aus und schleppen Bierdosen, Stühle, Angeln und Feuerholz ans Wasser. Und geniessen ihren Samstagabend. Nur wir können die Nacht nicht wirklich geniessen.

 

Wir sind schon fast wieder eingeschlafen, es ist drei Uhr morgens, da werden wir wieder von Motoren geweckt. Einige machen sich wieder auf den Heimweg. Fasziniert beobachten wir, wie sie mit dem Pkw versuchen durch die Löcher den steilen Schotterhang wieder hoch zu kommen. Räder drehen durch, der Unterboden knirscht über den Felsen, aber mit Schwung und ohne Rücksicht auf Verluste klappt es schliesslich.

 

Am nächsten Morgen verlassen uns dann auch noch die Letzten und da wir ja noch einen Tag Zeit haben, bis es nach Las Vegas geht, geniessen wir noch einen ruhigen, entspannten, einsamen Tag am See.

 

Unsere Ankunft in Las Vegas am Montag ist allerdings etwas holprig. Als wir nach einem Stop im Premium Outlet (nach fünf Monaten war doch mal ein neues T-Shirt, neue Flip-Flops und eine Hose drin) am Planet Hollywood, unserem Hotel für die nächsten drei Nächte ankommen, war erst mal guter Rat teuer. Wo stellen wir jetzt unseren Toyo ab. Der Self-Parking-Bereich der Tiefgarage war zu niedrig für uns. Ins Valet-Parking würden wir rein passen, aber aus Versicherungsgründen dürfen wir da nicht selber rein fahren. Vielmehr gibt man am Hoteleingang seine Autoschlüssel ab und bekommt seinen Wagen geparkt und irgendwann wieder gebracht. Davon war vor allem Lukas nicht begeistert. Eine fremde Person, die unseren Toyo fährt!? Außerdem können wir dort nicht jeder Zeit an unser Auto ran. Da war wiederum ich nicht drauf eingestellt, schliesslich hatten wir unsere Sachen noch nicht gepackt. Ok, welche Alternativen gibt es noch? Einen Block weiter wäre ein öffentlicher Parkplatz. Wir gucken ihn uns an, haben aber absolut kein gutes Gefühl unseren Toyo hier abzustellen. Also erst mal ein ruhiges Plätzchen suchen, Tasche packen und doch wieder zurück zum Valet-Parking. „Wie, ihr Auto hat eine elektronische Wegfahrsperre!?, Ne, dann können wir ihn nicht annehmen. Da kann ja nicht jeder Mitarbeiter mit umgehen.“ Na toll, was ist das denn für ein Service!?!?!? Dabei haben wir doch von der Verschiffung noch eine englischsprachige Beschreibung wie es geht. Aber keine Chance. Anweisungen sind Anweisungen. Also weiter suchen. Nach etlichen Runden im Kreis finden wir in der gleichen Garage, wo auch das Hotel ist, einen Bereich vom benachbarten Einkaufszentrum, wo wir rein passen würden. Wir sprechen die Security an und, siehe da, alles kein Problem. Mit 24-Stunden Security und Kameraüberwachung können wir unsere Toyo hier selber abstellen. Das klingt doch gut.

 

Jetzt aber ab ins Zimmer. Das erste Mal seit wir vor fünf Monaten unseren Toyo im Hafen von Halifax abgeholt haben, tauschen wir unser zwei Quadratmeter Haus auf vier Rädern gegen ein 42 Quadratmeter großes luxuriöses Hotelzimmer. Kingsize Bett, riesen Flachbildfernseher, eigene Badewanne, Dusche und Toilette und Türen zwischen den Zimmern!

 

Nach zwei leckeren Cheeseburgern um die Ecke, geht Lukas das erste Mal den Strip erkunden. Und ich, ich gehe erstmal die wundervolle grosse Badewanne. Mmmh, ist das ein Luxus. Nur an den fast leeren Lake Mead darf man hier nicht denken.

 

Die nächsten zwei Tage vertrödeln wie die Vormittage im Hotelzimmer und gehen mittags hervorragend zum Schnäppchenpreis essen. Für gerade mal $20 gibt es beim Brasilianer ein super Buffett mit verschiedenen Salaten, Palmherzen, Spinat in Knoblauch, Stampfkartoffeln, Knoblauchbaguett und und und. Aber das Beste überhaupt, die Kellner kommen laufend mit frisch gegrillten, unglaublich zarten, köstlichen Fleischspießen vorbei. Ein Paradies! Und auch das all-you-can-eat Sushibuffett am nächsten Tag mit frischen Obst und Crepes zum Nachtisch ist der Hammer.

 

Abends lassen wir uns über den Strip und durch die Fremont Street treiben. Das alles nicht echt ist, interessiert nach Einbruch der Dunkelheit keinen mehr. Dann glitzert und funkelt der Las Vegas Boulevard. Und wo kann man schon an einem Abend von Ägypten über New York nach Paris und Venedig flanieren? Vorbei an einem Märchenschloss und funkelnden Wasserspielen.

 

Nach drei Tagen Las Vegas sind wir uns allerdings nicht einig, ob es zu viel oder zu wenig war. Wärend der eine vor lauter Rummel überfordert ist, kann der andere nicht genug bekommen.

 

Wenn alle immer über die extreme Hitze in Las Vegas stöhnen, dann können wir nicht mitreden. Gut, bei Ankunft waren es 37 °C, aber am zweiten Tag hat es angefangen zu Regnen und das Termometer fiel unter 20 °C. Vorher haben wir uns noch gefragt, wie viel es geregnet haben muss, als vor zwei Wochen die Stadt überschwemmt wurde. Jetzt wissen wir, sooo viel Regen braucht es garnicht. Nach einer Nacht leichten Dauerregens, waren wir an unserem letzten Tag in Vegas froh einen Geländewagen zu haben. Naja gut, ganz so schlimm war es nicht. Aber das Wasser ist bestimmt 30 Zentimeter hoch die Straßen entlang geschossen. Allerdings war eine halbe Stunde nach dem Regen auch alles wieder vorbei.

 

Auf dem Weg zurück zum Lake Mead, müssen wir erst mal wieder unsere Vorräte auffüllen. Das Band an der Kasse im Walmart ist voll, samt einer grossen Box Bier. Die allerdings darf der junge Verkäufer uns nicht verkaufen, sondern muss seinen Chef rufen, damit dieser sie über den Scanner zieht. Schliesslich ist es noch keine 21. Wir laden die Tüten in den Einkaufswagen und hätten doch glatt unser Bier vergessen, da ruft uns der verzweifelte Verkäufer zurück. Schliesslich darf er die Bierdosen, die jetzt an seiner Kasse stehen, noch nicht mal anfassen! Welcome to America!

 

Wir geniessen es die erste Nacht wieder in unserem kleinen Reich zu verbringen und machen am nächsten Tag einen kurzen Abstecher zum Hoover Staudamm. Da der Hoover Staudamm als potentielles Ziel für Terroranschläge gilt, kommen auch wir nicht ohne Sicherheitskontrolle dorthin. Der nette, schwergewichtige Beamte will als erstes in unsere Dachbox gucken. Nachdem Lukas meinte, dass es aber nicht so einfach ist auf unseren Toyo hochzuklettern, hohlt der Beamte grinsend seinen Spiegel am Stiel hervor. Anschließend müssen wir noch diverse Schränke im Wagen öffnen und dürfen dann weiter fahren.

 

Danach ging es auf zum Tal des Todes und damit auch nach Kalifornien.


Kalifornien I

12. – 21.10.2012

Entspannen in heissen Quellen, unterwegs im Tal des Todes, wandeln zwischen den größten aller Bäume und der Kapitän der Nationalparks.

Direkt hinter der Grenze zu Kalifornien und vor dem Südeingang zum Death Valley landen wir im kleinen Ort Tecopa. Auch wenn es hier sonst nichts gibt, soll es doch, angeblich sehr gesunde, mineralhaltige, heisse Quellen geben. Als wir in den Ort rein fahren, sind wir erstmal ratlos. Es ist schon dunkel und irgendwie wirkt alles verlassen. Wir entdecken schliesslich ein Schild „Hot Springs“ und biegen rechts ab. Plötzlich landen wir auf einer Strasse mit mindestens fünf Campingplätzen und jeder hat seine eigenen Badepools. Wir entscheiden uns, mehr durch Zufall, weil erkennen kann man im Dunkeln eh nicht viel, für den günstigsten vom CLM (California Land Management). Der Stellplatz ist ein einfacher Schotterplatz und das Badehaus wirkt etwas altmodisch, aber das Wasser und die Pools sind einfach herrlich. Naturlich schön Männlein und Weiblein getrennt, gönnen wir uns vorm Schlafen gehen noch ein heisses Bad (bei einer aktuellen Aussentemperatur von 16 Grad, echt super!). Und weils so schön war am nächsten Morgen direkt noch ein mal.

 

Vollkommen entspannt, machen wir uns auf die Suche nach einer Internetverbindung, um einen Geburtstagsgrusse nach Hause zu schicken. Aber wie das dann so ist, findet man nichts. Im nächsten Ort ist die Verbindung so schlecht, dass man das Skypen vergessen kann und Lukas ist total enttäuscht. Also fahren wir mal eben 130 Kilometer durch den Südeingang vom Death Valley, am tiefsten und heissesten Punkt der USA vorbei (bei uns waren gerade mal 26 Grad), bis wir dank Satelitentechnik mitten in der Einöde eine stabile Verbindung finden. Ein Wettlauf gegen die Zeit. Schliesslich ist es zu Hause schon neun Stunden später. Aber es klappt und alle sind happy!

 

Und wärend zu Hause alle ins Bett gehen, gucken wir uns noch die unwirkliche Landschaft im Death Valley an - vom Zabriskie zum Dante‘s View Point. Wir sind immer wieder begeistert von der kargen und doch so schönen Landschaft in den unglaublichsten Farbschattierungen. Bevor es dunkel wird, biegen wir in eine Schotterstrasse ab, wo man zwei Meilen von der Hauptstrasse entfernt kostenlos stehen darf, und schlagen mit Blick auf den Sonnenuntergang überm Tal unser Lager auf.

 

Am nächsten Tag wandern wir durch den Golden Canyon und fahren noch mal zum Devil‘s Golf Course und nach Badwater zurück, dem mit 85,5 Metern unterm Meeresspiegel tiefesten Punkt der USA, an dem wir tags zuvor vorbeigerauscht sind.

 

Die nächste Nacht verbringen wir kurz vorm Westausgang des Parks. Wir sind noch dabei unseren Frühstücktisch abzuräumen (wir haben mal wieder etwas getrödelt beim Frühstücken), da kommt ein hupender Toyo mit schweizer Kennzeichen angefahren. Kathrin und Peter, die wir vor bestimmt vier Monaten das letzte mal in Kanada getroffen haben, kommen angefahren. Nach einem kurzen Smalltalk sind sie aber schon wieder weg.

 

Wir überqueren die Cottonwood und Inyo Mountains und sehen plötzlich die grauen Berggipfel der Sierra Nevada vor uns. Dem letzten Gebirgszug, der uns vom Pazifik trennt. Wir gehen ein wenig in den Alabama Hills, die schon einigen Filmen als Kulisse gedient haben, wandern und übernachten mit traumhaftem Blick auf die Berge.

 

Da wir zumindest für eine Weile die Wüste hinter uns gelassen habe, wird es Zeit alles vom Staub zu befreien. Also fahren wir mal wieder einen komfortableren Campingplatz mit Vollversorgung an. Und der ist echt spitze. Gut, die Stellfläche, die eigentlich für Zelte ist, ist ein wenig klein, aber es gibt einen Swimmingpool und einen Jacuzzi. Einen gemütlichen Gemeinschaftsraum mit Küche. Morgens gibt es kostenlosen frischen Kaffee und Muffins und abends läuft die Popcornmaschine, an der man sich bedienen kann. Ach ja, Waschmaschinen und Internet gibt es natürlich auch. Und dann haben wir noch das Glück, als wir abends kochen wollen, von einer Reisegruppe zum essen eingeladen zu werden. Es gibt Nudel-Hackfleischauflauf, Salat mit Nüssen und Caranberries und Pumpkin Pie mit Schlagsahne. Yummie.

 

Durch den Sequoia National Forest überqueren wir schliesslich die Sierra Nevada. Statt der riesigen Bäume geht es aber zunächst durch karges Gebiet vorbei an witzigen Joshua Trees in die Berge hinauf. Irgendwann kommen dann die ersten Nadelbäume, die aber genauso schnell wieder verschwinden und wieder auftauchen. Vereinzelt sehen wir auch Laubbäume und realisieren das erste Mal, dass ja bereits Herbst ist. Seit langem verbringen wir wieder eine Nacht im Wald und rätseln immer noch, ob wir die Sequoia zwischen den ganzen Bäumen überhaupt erkennen.

 

Aber als wir am nächsten Tag vor einem stehen sind wir uns sicher. Bis zu 95 Meter hoch mit einem Stammdurchmesser von 12 Metern, sind diese Bäume einfach gigantisch und wir verdammt klein. Zum Vergleich die Gemeine Fichte in Deutschland wird bis zu 40 Meter hoch bei einem Stammdurchmesser von gerade mal 1,5 Metern. Und die Freiheitsstatue misst ohne Sockel nur 46 Meter (gut, mit Sockel hat sie dann auch knapp über 90). Die Sequoias sind zwar nicht die höchsten Bäume, aber vom Volumen her die Grössten. Und sehr schön. Und die Rinde riecht so gut. Die ist übrigens auch das Geheimnis der Sequoia. Sie schützt sie vor Insekten, Pilzen und Feuer. Letzteres brauchen sie nämlich um überhaupt ihre Samen zu verteilen.

 

Die Strasse windet sich in endlosen Kurven durch die Landschaft und Lukas ist ganz begeistert, dass es mal nicht nur geradeaus geht. Hier schaffen wir es sogar mit unseren 130 PS im Toyo die meisten Amis abzuhängen.

 

Vom Sequoia National Forest geht es ins Sequoia National Monument und weiter in den Sequoia Nationalpark. Da bereits Nebensaison ist, dachten wir es sollte kein Problem sein im Park noch einen Platz auf dem riesigen Campingplatz zu bekommen. Von den über 200 Stellplätzen waren aber gerade mal 15 offen, warum weis keiner, und die natürlich bereits belegt. Also machen wir es wie die anderen zehn Camper und stellen uns auf den Parkplatz davor. Der ist zumindest kostenlos. Das haben wir zumindest beschlossen.

 

Von dort aus fahren wir weiter zum Yosemite Nationalpark. Als wir ihn zwei Tage später erreichen, zeigt das Thermometer 1,9 Grad an. Brrrrr, ist das eisig! Tiefe Nebelschwaden hängen über den Tälern und Raureif glitzert auf den Gräsern. Hier haben sie allerdings nicht nur wie im Sequoia Nationalpark die Campingplätze für den Winter geschlossen, sondern auch die bekannten Wasserfälle abgeschaltet... Na gut, vielleicht liegt das aber auch nur an dem wenigen Regen im Sommer. Dafür erheben sich der Half Dome und El Capitan majästetisch in die Höhe. Kaum vorzustellen, dass die Spitzen dieser hohen Felstürme mal von Gletschern bedeckt und von diesen rundgeschliffen wurden.

 

Das wir uns der kalifornieschen Küste nähern, merkt man als erstes an den Preisen für die Campingplätze. Während wir bisher für Einfachcampingplätze im National Forest oder von BLM manchmal gar nichts, oder gerade mal $5 bis maximal $12 gezahlt haben, verlangen sie hier bereits $20. Aber noch findet man auch sehr schöne kostenlose Plätze. Der Preis hierfür sind 8 Kilometer über eine schmale, steile Schotterstrasse. Aber das ist es wert.

 

Nach nun gut zwei einhalb Monaten in den USA geht es jetzt endlich wieder an Küste. Wir freuen uns schon auf den Pazifik.


Kalifornien II

21.10. – 02.11.2012

Love, Peace und die bekannteste Brücke der Welt, mit den Beach Boys auf dem Highway #1, traumhafte Strände und Stellplatzfrust.

Schon lange bevor wir San Francisco erreichen, werden die Strassen immer breiter. Der Highway hat bereits vier Spuren und der Verkehr wird immer dichter. Aber wenn wir die Stassenschilder sehen, sind wir immer wieder total aus dem Häuschen, dass wir hier tatsächlich mit unserem eigenen Wagen lang fahren. Wahnsinn!!!

 

Unser erstes Ziel ist natürlich die Golden Gate Bridge und wir haben Glück, denn sie liegt nicht im oft verluchten Nebel. Stattdessen leuchtet sie golden in der tiefstehenen Sonne überm blau glitzernden Meer mit der Skyline von San Francisco und dem berüchtigten Alcatraz im Hintergrund.

 

Wir übernachten im State Park auf dem Mount Tamalpais und als wir am nächsten Morgen aufwachen, ist von dem schönen Wetter vom Vortag nichts zu sehen. Der Regen prasselt aufs Dach und es ist saukalt. Also verschieben wir die Stadtbesichtigung noch ein wenig und drehen uns erst noch mal um. Bis wir schliesslich losfahren, klart es ganz langsam auf. Dichte Nebelschwaden hängen noch in den Bäumen und Wassertropfen glitzern in den vereinzelten Sonnenstrahlen, die es geschafft haben sich durchzukämpfen. Die Luft duftet nach würzig nach Eukalyptus.

 

Unseren Toyo stellen wir auf einem Campingplatz nördlich der Stadt ab und fahren mit der Fähre durch die Bucht vorbei an Alcatraz und der Golden Gate Bridge. Den ganzen Tag laufen wir kreuz und quer durch die Stadt, essen im Finacial Disdrict leckere Burger, schlendern durch Chinatown, besuchen die Seelöwen am Pier 39, gönnen uns ein leckeres Eis und fahren Cablecar. Die Stadt gefällt uns total gut, auch wenn die Steigungen zu Fuss schon mal eine Herrausforderung sein können.

 

Am nächsten Tag fahren wir dann mit unseren Toyo über die Golden Gate Bridge und durchs Hippie- und Schwulenviertel in San Francisco zum Big Basin Redwoods State Park. Der Wald ist wunderschön, aber die Californischen Küsten Redwood begeistern uns nicht ganz so sehr, wie die Verwandten in den Bergen. Auch wenn sie mit bis zu 112 Metern deutlich höher sind. Wieder müssen wir über die Campingplatzpreise in Kalifornien schlucken. Und am nächsten Morgen prasselt wieder Regen aufs Blätterdach über uns und die Luft riecht lecker nach feuchtem Waldboden. Aber als wir uns schliesslich auf den Weg machen, kommt die Sonne raus.

 

Jetzt gehts endlich ans Meer! Bei Santa Cruz machen wir Halt für ein Picknick am Strand. Sand zwischen den Füssen, die Wellen rauschen, die Möven schreien und die Sonne scheint vom strahlend blauem Himmel. Was will man mehr?

 

Ab hier geht es über den berühmten Highway #1 Richtung Süden. Links von uns grüne Hügel und rechts von uns steil ins dunkelblau-türkies glitzernde Meer abfallende Klippen. Zwischendrin immer wieder weise Sandstrände und versteckte Buchten mit schreienden Seelöwen. Die Beach Boys dröhnen aus dem Radio und wir bekommen das fette Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

An dem wunderschönen weissen Sandstrand in Carmel machen wir eine Spaziergang am Meer entlang und stecken das erste Mal den dicken Zeh in den Pazifik. Brrrr, ist der kalt. Wunderschön, aber definitiv noch nichts zum Schwimmen.

 

Für die Nacht biegen wir von der Küste ab ins Hinterland in einen National Forest. Sofort sind wir in einer aneren Welt. Keine riesigen Luxushäuser am hellen Sandstrand mehr, sonder eher kleine Hexenhäuser im dunklen Wald.

 

Wieder zurück am Pazifik gibt es einen Strand auf den man doch glatt mit dem Auto fahren und auch dort campen darf. Da müssen wir natürlich hin - zum Pismo Beach. Wir senken den Luftdruck in den Reifen und düsen los in die Dünenlandschaft und am Meer entlang. Natürlich sind wir nicht die einzigen Camper hier und so fahren wir weiter und weiter, bis wir einen Bereich finden, der fast leer ist. Am zweiten Tag wissen wir auch warum, denn mehr als ein Auto fährt sich in dem sehr weichen Sand fest. Aber nicht unser Toyo!

 

Wir wären nicht noch in Nordamerika, hätten die Amis nicht ihre Lieblingsspielzeuge mitgebracht: ATVs, Quads, Buggies, Motocrossräder und womit man sonst noch über den Sand rasen kann. Zwischenzeitlich versuchen zehn, zwanzig knatternde Motoren gegen das Rauschen des Meeres anzukämpfen. Und das in dem so umweltbewussten Kalifornien.

 

Wir verbringen zwei Tage mit fraulenzen und grillen am Strand, bevor wir uns wieder vom Pismo Beach trennen und weiter am Pazifik entlang fahren. Man merkt, dass wir uns LA nähern. Freie Parkplätze am Strand gibt es so gut wie keine mehr. Und wer will schon jedesmal $15 bezahlen, um ein Foto vom traumhaften Strand zu machen, oder einen Spaziergang am Meer entlang!?

 

Langsam wird es auch mit den Campingplätzen unverschähmt. Gut, der Thornhill Broom Campingplatz liegt direkt am Strand. Aber eben auch hinterm Maschendrahtzaun direkt an der Hauptstrasse. Eigentlich ist es auch mehr ein Parkplatz, als ein Campingplatz und die Chemietoiletten will man sich lieber nicht angucken, geschweige denn benutzen. Und dafür sollen wir $35 bezahlen!? Aber eine grossartig andere Wahl haben wir um die Uhrzeit auch nicht mehr.

 

Am nächsten Tag fahren wir durch Malibu rein nach LA. Vorm Sightseeing stehen aber noch einige Erledigungen an. Beim Specter Off-Road gibt es Ersatz-Öl- und Diesel-Filter für unseren Toyo und in Santa Monica bei Lewis & Lewis eine Kfz-Versicherung fure Mexiko.

 

Eigentlich wollten wir uns danach Venice Beach angucken, aber der strahlende Sonnenschein überm Land verwandelt sich in dichten Nebel an der Küste. Und so drehen wir kurzerhand um und fahren über den Sunset Boulevard durch Bel Air, Beverly Hills nach Hollywood. Während man von den Prachvillen hinter hohen Hecken eh nichts sieht, müssen wir in Hollywood feststellen, dass es kaum möglich ist für ein Foto irgendwo anzuhalten ohne viel zu bezahlen. Aber zumindest das bekannte Hollywoodzeichen in den Bergen über der Stadt lichten wir ab.

 

Irgendwann schaffen wir es sogar einen Stadtpark zu finden, wo man ohne Probleme und kostenlos Parken kann, allerdings war hier so ziemlich alles verboten. Auch das Mittags-Picknick, dass wir eigentlich geplant hatten.

 

Da uns LA nicht wirklich vom Hocker haut verlassen wir die Stadt am gleichen Abend noch Richtung Süden. Der nächste State Beach Campingplatz kostet zwar in der zweiten Reihe auch wieder $35 (erste Reihe direkt am Strand wären $60), ist aber dafür deutlich schöner. Und morgens können wir den Pelikanen fasziniert beim Fischen zuschauen. Mittlerweile wäre es auch warm genug zum Schwimme, aber die Wellen eignen sich noch nicht dafür unser neu erstandenes Boogieboard zu testen. Also fahren wir kurzerhand weiter zum nächsten State Beach in Carlsbad (kling deutsch, ist aber wirklich in Kalifornien).

 

Der Campingplatz liegt über einer Steilklippe, von der man über Treppen zu einem sehr schönen Strand gelangt. Wir verbringen den ganzen Nachmittag mit Wellreiten, picknicken am Strand und fraulenzen. Die Bilanz am Ende des Tages sind eine geprellte Rippe, ein aufgeschürftes Knie, ein zerbrochenes $13-Boogiebord von Walmart und jede Menge Spass!!!

 

Am nächsten Morgen ist es aber leider bewölkt und relativ kühl und so beschliessen wir noch weiter in den Süden zu fahren. Als wir schliesslich am Silver Beach in San Diego ankommen, merken wir, dass es wirklich Zeit wird die USA zu verlassen. Nicht wegen dem Strand, der ist wunderschön! Sondern wergen den „rules“. Eigentlich wollten wir auf dem „Parkplatz“ direkt an diesem tollen Strand übernachten. Für schlappe $35. Aber erstmal werden wir von der netten Dame vom California Land Management gar nicht beachtet. Erst als ich mehr oder weniger in ihrem Häuschen stehe, nimmt sie uns wahr. „Sie wollen hier also campen?“ „Ja, wollen wir.“ Mit kritischem Blick wird unser Toyo umrundet. „Ich sehe ihren Abwassertank gar nicht!“ „Wir haben ja auch keinen.“ „Ne, dann können Sie hier nicht übernachten.“ Wie jetzt!?!? „Ihr Fahrzeug entspricht nicht den Anforderungen eines Campers. Und deshalb dürfen Sie hier nicht übernachten. That’re the rules.“ Diskutieren, dass wir unser Abwasser auch in einem Wasserkanister auffangen können (machen wir schliesslich nicht zum ersten Mal) bringt nichts. Grrr!!! Na toll. Wir hatten uns schon so sehr auf einen schönen Nachmittag am Strand gefreut. Das wars dann wohl.

 

Wenn die Kalifornier uns hier nicht haben wollen, machen wir uns halt direkt auf den Weg zur Grenzstadt, wo wir eigentlich erst in ein paar Tagen nach Mexiko einreisen wollen. Auch wenn es schon verdammt spät ist, um noch so weit zu fahren. Gar nicht so weit von der Grenze entfernt fahren wir also Richtung Osten. Militärhubschrauber fliegen andauernd über uns hinweg und ständig begegenen uns Fahrzeuge der US Boder Patroll. Es ist bereits stock dunkel (dabei haben wir gerade mal halb acht), als wir ankommen. Eingentlich hatten wir ja einen Campingplatz mit Vollausstattung erwartet. Schliesslich wollten wir noch Wäsche waschen, einiges im Internet erledigen und so weiter. Aber da keiner von uns mal genauer in den Campingführer reingeschaut hat, landen wir auf einem einfachen Campingplatz, der zwar heisse Duschen hat, aber das wars auch schon. Na gut, jetzt können wir auch nicht mehr machen, also schlafen wir erst mal.

 

Am nächsten Morgen sieht sie Welt aber schon wieder viel besser aus. Wir sind auf einem schönen, ruhigen Platz zwischen herbstlichen Eichenbäumen gelandet und auch wenn wir zum nächsten Waschsalon 50 Kilometer fahren müssen, gibt es zumindest um die Ecke eine Bücherrei mit kostenlosem WiFi.

 

Und ab morgen heisst es dann „Goodbye USA! Bienvenidos Mexico!“